Kaiser Chiefs :: Employment

DVD

Mehr als eine Musik-DVD. Viel mehr.

Ich weiß nicht, ob man vom Augenzwinkern irgendwann Muskelkater kriegen kann, aber wenn, dann sind die Kaiser Chiefs und ihr Publikum Primärkandidaten. Das fängt auch hier beim Titel an (demnächst: Ricky-Wilson-Barbiepuppen aus der Serie „Entoyment“, hö hö!), das geht beim einleitenden Warnhinweis weiter: Eltern, die ihren Kindern „234 gefilmte Busen, ein Gemälde eines Damenpopos und das F-Wort aus dem Mund eines Radio-One-DJs“ nicht zumuten möchten, müssen schon hier wieder ausschalten (oder „die Rezeption anrufen“, um das für sie zu erledigen). Uns macht das nichts, wir zwinkern weiter und erfahren, die DVD enthalte auch Aufnahmen anderer Künstler, deren Talent zum Teil das der Chiefs weit überrage, sowie Bilder aus den [ahren „BKC“ (v. K. Ch.), hi hi. Daß man sich bei derartigem Schmarrn (der damit ja noch gar nicht richtig begonnen hat) kein Bein ausreißen muß zum Grinsen, liegt daran, daß diese Band zu den wenigen gehört, die Witz und Cleverness, Klamauk und Hirn auf einen Nenner zu bringen vermögen (vielleicht daher die Madness-Vergleiche?). Das läßt hoffen, gibt es doch normalerweise kaum Öderes, als auf der Couch zu lümmeln und Musik-DVDs zu glotzen. Die Hoffnung ist nicht vergebens: 206 kurzweilige Minuten lang erweisen und beweisen sich die Kaiser Chiefs als begnadete Komiker zwischen Monty Python und Richard-Lester-Beatles, robuste Bühnenstürmer sowie (Madness hin oder her) begnadete und höchst originelle Musikschaffende. 1 Ersteres gilt in mindestens gleichem Maß für die Produzenten, Regisseure, Darsteller- oh ja, es gibt richtige Schauspieler zu sehen, denn selbstverständlich beginnt die Geschichte mit den Kinder Chiefs und endet mit den Kaiser Grandads (in der Phantasie-Sendung „7 Plus“), die sich (abgesehen von Whitey, der Richey-Edwards-mäßig verschwunden ist und via TV von seinem Bruder gebeten wird, sich endlich zu melden, und sei es auch nur, um seine drei Tantiemenschecks abzuholen) im Jahr 2030 einig sind: „Es war ein Spaß, oder nicht?“ Zweifellos, das war (und ist) es, von den frappierenden Aufnahmen der Ur-Band Parva, die sich an Survivors Schleimrockklassiker „Eye Of The Tiger“ abarbeitet, über Witz, Wirbel und Videos, Live-Ekstase auf Club- und Festivalbühnen quer durch Britannien bis hin zu Szenen von (gerade in solchem Umfeld) entwaffnender Authentizität, etwa jener, wo die Band im Hinterzimmer einer Kneipe ihr „Top of the Pops“-Debüt anschaut. Das ist insgesamt-und (für eine Musik-DVD) tatsächlich überraschend -, was man früher mit dem schönen Wort „abendfüllend“ zu belegen pflegte. Und zwar so sehr, daß man sich erst nach dem Abspann fragt: Ach so, und wo waren nun die 234 Dings… äh, was gleich wieder?

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