Justin Timberlake – Futuresex/Lovesounds
Etwa, warum Justin Timberlake auf seinem zweiten Album ausgerechnet auf die Dienste
von Hip-Hop-Mogul Timbaland zurückgreift. Der befreit ihn zwar vom kitschigen Michael-Jackson-Sound seines Debütalbums, lässt ihn dafür aber wie die männliche Ausgabe von Nelly Furtado klingen. Mit denselben unterkühlten Hightech-Sounds wie auf deren Album loose, zu denen Justin Timberlake den omnipotenten Lover aller Frauen gibt, die er – natürlich – in den heißesten Clubs trifft, und die alle nur das eine wollen. Ein Soft-Porno aus hypnotischen Beats, verrückten Synthie-Sounds und Testosterongeschwängerten Texten, der über die Dauer von 60 Minuten nur in Nuancen variiert. So flirtet „Sexy Ladies“ mit 70s Disco und Funk, „My Love“ paart spartanische Breakbeats mit souligem Falsettgesang, und „Lovestoned“ ist purer Rhythmus. Dass es inhaltlich auf futuresex/lovesounds einmal mehr um scharfe Bräute geht, die sich Justin Timberlake regelrecht aufdrängen, versteht sich von selbst. Für überfällige Abwechslung sorgt lediglich das arabeske „What Goes Around“, zu dem Timberlake erstmals ins Schmusige vorstößt. Ein Song, der sich auch auf seinem Debütalbum von 2002 gut gemacht hätte. Doch diese Sentimentalität ist nur von kurzer Dauer. „Chop Me Up“ und „Summer Love“ sind wieder synthetischer Balztanz, während „Damn Girl‘ auf den DNA-Spuren von Funk-Casanova Prince wandelt. Umso überraschender dann das Finale mit drei Stücken, die komplett aus dem Rahmen fallen. Hier ist plötzlich wieder der sanfte Mädchenschwarm am Werk, der zu schwülstigen Streichern über die große Liebe sinniert. Klebrige Zuckerwatte, die entweder von einer tief gespaltenen Persönlichkeit zeugt, oder aber pures Hollywood-Entertainment ist. Vielleicht sogar beides. Denn im abschließenden „lAnother Song) All Over Again schmeißt Justin Timberlake die Technik komplett über Bord, streift das Sexgott-Image ab und intoniert ein Stück Soul in bester Al-Green-Manier: Nur er mit Klavier und Schlagzeug. Eine leidenschaftliche Liebeserklärung, die keinen sündhaft teuren Produzenten und keinen Super-Justin braucht. Das hier ist sein wahres Ich, und das klingt umwerfend. Warum also das nervige Versteckspiel.
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