Juliana Hatfield – In Exile Deo
Mit ihr hatte man nicht mehr unbedingt gerechnet. Sicher: Juliana Hatfield hat seit 1992 in unregelmäßiger I Reihenfolge Alben veröffentlicht, doch keines davon erreichte den frühen Schwung von hey babe oder der Single „Spin The Bottle“. Bekannt war die Dame auch als zeitweilige Kollaborateurin der Lemonheads, von Bangle Susanna Hoffs oder Tanya Donellys einstiger Band Belly. Nun wagt die Indie-Pop-Dame von der US-Ostküste wieder einen Versuch, und es ist ein guter. Die Musik klingt bandorientiert und selbstbewusst; Hatfield selbst legt jene Betulichkeit ab, die in der Vergangenheit Girlie-Charme hatte, aber kein Dauerzustand sein konnte. Jetzt, als mittlerweile 37-Jährige, singt sie: „You’re just a tourist in her world.“ Sie weiß, der Kerl wird nach kurzem Gastspiel an anderer Stelle wieder zu ihr zurückkehren. Zu solchen Mitteilungen fehlte ihr früher der Mut, jetzt wirkt es ehrlich und eindringlich. Innere Abgeklärtheit ist überhaupt der Dreh- und Angelpunkt dieser Produktion. Der stürmische Opener „Get In Line“ erinnert noch an Hatfields Sturm und Drang vor zwölf Jahren, doch darüber hinaus pendelt sich das Material durchweg zwischen rootsiger Rauheit und akzeptablem Mainstream ein. Häufig ist man geneigt, den Namen Sheryl Crow in die Runde zu werfen. Kein schlechtes Vorbild für das Boston Babe.
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