Judy Collins – Sings Lennon & McCartney

„Singt Lennon & McCartney“ ist wahrscheinlich längst eine eigenständige Disziplin in der populären Musik, wie Best-Of und Jahressampler mit der gerade mal überflüssigsten Musik, die aufzutreiben war. Die Amerikanerin Judy Collins ist nach 47 Bühnenjahren und 44 Schallplatten im dafür zuständigen Karrierestadium angekommen und hat aus den Songs der beiden Hauptbeatles ein Album zusammengestellt, das man als praktische Lösung bezeichnen darf. Gut, Judy Collins hat ihren Vorzeigesopran schon früher gerne in Fremdkompositionen reinhängen lassen – Leonard Cohen vor allen Dingen, Joni Mitchell, Randy Newman auch. Die Beatles waren gewissermaßen überfällig, wenn man kein ganzes Album lang Frank Sinatra oder Burt Bacharach interpretieren wollte. Zwölf Songs und 35 Minuten lang streift die Collins nun durch die Welt der evergreenen Melodien, von „And I Love Her“ bis zu „The Long And Winding Road“im U-Musik-Sound der besten Studio-Macker, die gerade aufzutreiben waren. Nur nichts kaputtmachen, ein bisschen zelebrieren, variieren – „Norwegian Wood“ schnurrt sie kurz zum Mantra hoch, weiß der Himmel, warum. Judy (68) hat immerhin aufgepasst: „Will you still need me, will you still feed me when I’m 84“, heißt’s nun in „When I’m Sixty-Four“. Im Großen und Ganzen singt Judy Collins Lennon & McCartney, wie man das von ihr erwarten durfte, mit reifer, unaufdringlicher Judy-Collins-Stimme, sie spielt das Piano dazu und lässt die Melodien in diesen „klassischen“ Arrangements tänzeln, als müsste sie den Soundtrack zu einer TV-Werbung für Lebensversicherungen abliefern. Die Beatles mögen die Lebensversicherung der Popmusik sein, diese Platte haben sie dennoch nicht verdient.

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