JR Ewing, Maelstroem

Zehn Stücke in 35 Minuten? Früher hätten die fünf Norweger die noch in knapp 20 Minuten runtergespielt. Aber da waren Erlend Mokkelbost, Kenneth Lamond, Petter Snekkestad, Hakon Mella und Andreas Tylden ja auch noch eine ganz andere Band. Nämlich eine von unzähligen skandinavischen Hardcore/Punk-Combos, die kleine, schnelle, laute, ruppige Ditties zum Skaten, Stagediven und Crowdsurfen verfaßte, damit gleich drei Alben füllte und sich in ihrer Heimat den Arsch abtourte. Doch jetzt, nach zweijähriger Plattenpause und mit ihrem ersten Major-Deal im Gepäck, sind sie einen Schritt weiter, und vor allem: besser. Das zeigt sich schon am Opener „Change Is Nothing (Everything Is)“ , der wegen des quengeligen Nasalgesangs und der rasanten Tempo-Wechsel an Jane’s Addiction erinnert. Da herrscht Stop und Go, Akustisches trifft auf Elektrisches, und Eingängiges, klar Strukturiertes, paart sich mit ausufernder, experimenteller Klangkunst. Nur mit Hardcore/Punk und Roots-Pflege hat das nichts mehr zu tun. Wohl aber mit vielen artverwandten Bands, die vor Jahren an gleicher Stelle standen und sich für einen eigenwilligen, aber eigenständigen Weg entschieden – und das nutzen JR Ewing als Orientierungshilfe. Da wäre das Cineastische von Dredge, das Hymnische von At The Drive-in und das Theatralische von … And They Know Us By The Trail Of Dead. Daraus kreieren die Norweger ei-,nen großen, ergreifenden „Post-alles-Rock“ voller Adrenalin, voller Wut, aber auch voller Spielwitz und Experimentierfreude. Wobei der rockistische Ausfallschritt nie zu kurz kommt: „Nihilistic Elitist“ und „Take A Hint“ sind dramatischer, urgewaltiger, grollender Noise-Rock, der alles plättet, nur um dann eine überraschende, verrückte Kehrtwende in Richtung Avantgarde und Free Form zu nehmen. The Mars Volta wären stolz auf sie – trotz des saublöden Bandnamens. Denn mal ehrlich: War JR Ewing jemals cool?

www.thejrewing.com