Joy Denalane

Gleisdreieck

Nesola/Vertigo/Universal

Die Soul-Diva bleibt auf halbem Weg zur Singer/Songwriterin stecken.

Dann, in Song Nummer vier, ist es soweit, da passiert’s, endlich kommt Auto-Tune zum Einsatz. „Und du bist nur ein Hologramm“, singt Joy Denalane und ihre butterweiche Stimme quietscht einen Moment wie ein schlecht geöltes Fahrrad. Gut, ohne den notorischen Soundeffekt mag eine Soul- oder R’n’B-Produktion als nicht zeitgemäß gelten, aber auf GLEISDREIECK wirkt er nicht modisch, sondern bloß deplatziert.

Denn das vierte Album der Berlinerin überschreitet – zumindest musikalisch mit selbstbewussten Popballaden und Ausflügen in Afrobeat und Latin – lässig die Grenzen des Deutsch-Soul, die Denalane einst definieren half. Textlich allerdings bleibt der Versuch, nicht völlig mit dem Image von der deutschen Soul-Diva zu brechen, aber doch auch den nächsten Schritt zur Singer/Songwriterin zu gehen, auf halbem Wege stecken.

Denn ihre Lieder sind, vielleicht weil sie nicht von ihr allein geschrieben wurden, sondern mit Hilfe eines vielköpfigen Songwriterteams mit Prominenten wie Maxim, Jasmin Shakeri oder ihrem Lebensgefährten Max Herre entstanden sind, dann doch keine Bekenntnisse geworden, sondern bloß ein verhüllter Seelenstriptease. Die Stücke bleiben in letzter Konsequenz – selbst wenn es in ihnen um Rassismuserfahrungen geht, um ihre Beziehung zu Herre und Probleme mit den eigenen pubertierenden Kindern – nach möglichst vielen Seiten anschlussfähige Popsongs mit viel „Du“ und „Ich“ und luftigen Metaphern zum Mitsingen.