Josh Rouse – Country Mouse’City House

Singer/Songwritertum der oberen Güteklasse: Rouse, fast allein auf der weiten Flur des Liedschreiber-Pop.

Würde Josh Rouse von der Polizei betrunken beim nächtlichen Umherfahren im geklauten Auto seiner Ex-Freundin gestellt werden,dann müsste er, nachdem ihn die Polizisten mit auf die Wache genommen haben, dort auf die Frage nach seinem Beruf wohl oder übel „Singer/Songwriter“ angeben. Allerdings könnte er anfügen – und an dieser Stelle würde er sich wohl, immer noch angesäuselt, leicht nach vorne lehnen -dass seine Musik einen eklatanten Pop-Anteil aufzuweisen habe. Unsinn, eigentlich sei es ja Pop. Zufrieden würde er sich wieder in seinen Stuhl fallen lassen. Bevor ihn die Beamten in die Ausnüchterungszelle bugsieren würden, käme ihm dann noch ein letzter Gedanke: Pop allerdings der sublimsten Sorte, würde er hinzufügen. Sublimst, jawohl! Danach würde man ihn entnervt wegschleifen. Tatsächlich kann das kaum einer so gut wie der mittlerweile in Spanien lebende 35-jährige: Songs mit Loner-Pose raushauen, die in keiner Sekunde nach Klampfen-Sensibilismus riechen. Ron Sexsmith fällt einem ein, doch wo dieser sich deutlich auf Paul McCartney und Brian Wilson bezieht, dominieren beim gebürtigen Nebraskianer Rouse immer diese müde, bekiffte Westcoast-Fluffigkeit, ein schlaghosiger Country-Twist und eine glaubwürdige Funkyness, die den Stevie-Wonder-Fan verrät. Rouses größte Kunst ist, bei dieser Einflussvielfalt in jedem Moment dennoch nur nach sich zu klingen. Ob im käsig funkenden „Hollywood Bass Player“, einem Wahnsinnshit, zu dem man bestimmt super im Anzug in einen kalifornischen Swimming-Pool fallen kann, ob in „Nice To Fit In“- dem Rocker der Platte, der aber immer noch stark nach verdöstem Nachmittag klingt- oder am Ende des großartigen Album-Openers“Sweetie“, wenn hippie-eske „Lalalas“ auf der rechten Autobahnspur in den Sonnenuntergang fahren. Rouse ist kein sonderlich geheimnisvoller Typ, er ist ein neugieriger Ehrgeizling, das konnte man gut in der Doku „The Smooth Sounds of Josh Rouse“ sehen, aber das macht diese romantikdurchpusteten Songs eigentlich noch besser: Rouse’Aura blüht tatsächlich erst in der Musik auf. Nicht seine beste Platte, aber ein weiteres gutes Album. Berufsweichlicher Songwriterpop, der selbst im spanischen Exil noch Nashville und die Westküste findet. >» www.joshrouse.com