Joker

The Vision

4AD/Beggars/Indigo

In diesem futuristischen Soundmanifest verschwindet Dubstep hinter G-Funk, Computerspielsounds und Großraumdisco-Hooklines.

Dass ein Indie-Traditionslabel wie 4AD jetzt nach Zomby mit Joker den zweiten im weiten Feld von Dubstep operierenden Produzenten unter Vertrag genommen hat, spricht für die Konsensreife der gar nicht mehr so neuen Bassmusik. Wobei: Bassmusik ist heute fast schon eine Beleidigung für das in alle Richtungen wuchernde System Dubstep, obwohl die wabernden Bässe Markenzeichen von Liam McLean alias Joker bleiben. Darüber hinaus finden sich im futuristischen Soundmanifest des DJs aus Bristol Hinweise, wie man mit Digi-Streichern, Computerspiel-Sounds und G-Funk-Beats an der Schraube der Aktualität dreht. Der Künstler, der „sehr lange 18 war“ (O-Ton Joker) hat eine erwachsene Platte gemacht – auffallend die Großraumdisco-Hooklines, die R’n’B-Chöre. Dub­step als Gesamtidee verschwindet in diesem Zusammenhang hinter den verschiedenen Schichten des Experiments. Das Album entstand in fünf Jahren – eigentlich ein No-Go für eine Veröffentlichung, die sich der Musik zur Zeit widmet. Joker hat die Sache auf seine Art gelöst: The Vision dokumentiert seinen Werdegang als DJ und Produzent auch über bereits als 12Inch veröffentlichte Tracks wie „ Tron“. Und mit dem finalen „The Magic Causeway“ sucht er Ausdrucksformen im Jazz-Funk-Segment. Eine größere Rolle in der Erneuerung des Klangspektrums kommt den Gastvokalisten zu, Jessie Ware, Silas und Buggsy bringen Jokers kristalline Soundblöcke auf Schmelztemperatur. Key Tracks: „My Trance Girl“, „Here Comes The Light“, „The Vision“