Johnny Dowd – Cruel Words

Mal was ganz anderes: Was haben der Boxer Graciano Rocchiqiani und der Sänger Johnny Dowd gemeinsam? Einen seltsamen Beinamen. Rocchigianis Name wird nie genannt – und er ist zumindest bis vor einiger Zeit verdammt oft genannt worden -, ohne daß hinzugefügt würde, er sei „der Sohn eines sardischen Eisenbiegers“. Im Zusammenhang mit Johnny Dowd wiederum darf nie, nie, nie die Floskel vom „Möbelpacker aus Ithaca im Staat New York“ fehlen. Der „Möbelpacker aus Ithaca im Staat New York“ hat nun mit CRUEL WORDS sein siebtes Studioalbum vorgelegt, auf dem er wieder von den alten Getreuen Brian Wilson (dr) und Michael Stark (keyb, synth) begleitet wird und so schräg wie eh und je klingt. Das heißt: Kevin-Coyne-schräg. Tom-Waits-schräg. Beetheart-schräg. Alter-Fahrensmann-dem-nichts-Menschliches-fremd-ist-schräg. Einer, der aus Chuck Berrys „Johnny B. Goode“ ein trunken umhertapsendes Rumpelstück macht und das dann noch mit einem 19-Sekunden-Fetzen von Black Sabbaths „Iron Man“ verziert. Diese Art Schrägheit. Und dann erst seine eigenen Songs. Zum Knochenbrecher-Groove von „House Of Pain“ murmelt Dowd unheilkündende Zauberformeln, derweil ein 70er-Jahre-Keyboard quäkt, als befänden wir uns in einem Blaxploitation-Film. „Miracles Never Happen“ pocht wie eine schwärende Wunde, „Cradle Of Lies“ rockt metallen, in „Final Encore“ stirbt einer in einem Motelzimmer, „surrounded by women shoes“. „Wilder Than The Wind ’66“, ein Instrumental aus der Feder von Drummer Brian Wilson, klingt wie eine Mischung aus „Peter Gunn und jenem Surf-Tune, das in „Pulp Fiction“ bei Vincents und Mias nächtlicher Cabriofahrt zu hören ist, „Drunk“ ist eine Alkoholiker-Moritat, die wie ein Gospel-Hymnus abgesungen wird. Bizarr? In der Tat. Auch anstrengend. Aber faszinierend wie das gesamte Album.

www.johnnydowd.com