John Zorn :: Moonchild Tzadik/Sunny Moon

Wir wissen nicht, wie es tatsächlich in seinem tiefsten Inneren aussieht. Aber Magengeschwüre wird die New Yorker Downtown-Ikone nie bekommen. Schließlich frisst John Zorn nichts in sich hinein, sondern spuckt alles aus, was ihn bewegt. Mal wird dabei sein Saxophon zum Ventil. Mal ist es sein Alter Ego Mike Patton, der mit unverbrauchter Energie seine Stimmbänder so verknotet, dass oftmals nur noch gruselige und schmerzverzehrte Klangsignale als elementare Lebenszeichen im Raum stehen. Wie in der elfteiligen Komposition „Moonchild“ von John Zorn, in der die Schnittstellen von genau fixiertem Notenmaterial und improvisierten Expansionskräften ausgelotet wurden. Und weil „Moonchild“ nicht nur im Angedenken an den französischen Neue-Musik-Pionier Edgard Varese entstand, sondern auch Antonin Artaud als Erfinder des „Theaters der Grausamkeit“ gewidmet ist, hat Patton einiges zu tun, um eine physische und psychische Schockattacke nach der anderen zu reiten. Allein ist so ein dämonisches Höllenseelenfeuer aber nicht durchzuhalten. Und deshalb machen mit Bassist Trevor Dünn und Drummer Joey Baron zwei Muskelmänner mit, die dank ihrer Mitarbeit bei Zorns Jazz-Trash-Band Naked City nun wirklich ausreichend Hardcore-gestählt sind. Beide setzen dabei so lange auf surreale Rock-Deformationen, bis jeder noch so potenzielle Groove nur noch assoziative Kampfspuren hinterlässt. Immerhin ist“.Moonchild“ ein purer musikalischer Albtraum, den man so in seinem Federkissen nie erleben möchte. Unter dem Schutz des Sonnenlichts aber kommt man von ihm einfach nicht los. Was wohl Sigmund Freud dazu gesagt hätte?

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