John Zorn – Astronome

Was für eine Ouvertüre! Da wird auf Bass und Schlagzeug so lange eingedroschen, bis sich Mike Pattons Stimme aus den tiefsten Tiefen bis in die grellsten Höhen hinaufgrunzt. Nach diesen 30 Sekunden ist die musikalische Marschrichtung klar, die John Zorn für sein rund 45 Minuten dauerndes Opern-Debüt eingeschlagen hat. Da werden die Instrumente von Trevor Dünn (bg] und Joey Baron (dr] wild beschossen, spuckt Patton Blut und Galle, stöhnt, hechelt, wimmert, schreit, kotzt, brüllt und zuckt aus allen Lungen und Poren. Drei Akte lang geht das so. Als befände man sich in einer schwarzen Folterkammer. Genau so soll es aber auch sein. Denn immerhin wollte der unermüdlich die Grenzen sprengende Saxofonist und Komponist John Zorn nicht ein klassisch gestricktes Musiktheater-Werk schaffen, sondern es radikal an die Wand fahren. Dafür hat er sich wie schon bei seinem letzten Albtraum moonchilo wieder von zwei seiner Säulenheiligen inspirieren lassen, vom Neue-Musik-Pionier Edgard Varese und dem Erfinder des „Theaters der Grausamkeit“ Antonin Artaud. Mit ASTRONOME knüpft Zorn an ein nie realisiertes Projekt an, für das Varese in den i93Oer-Jahren Artaud gewinnen wollte. Vareses futuristische Parabel „LAstronome“, in der ein Schamane zum Astronomen mutiert und Unheil überdie Menschheit bringt, ist jetzt wenigstens bei John Zorn auf fruchtbaren Boden gefallen. Und allein in den Untertiteln zu den einzelnen Akten ist das Klanginferno mit all seinen auslösenden Schockzuständen zu greifen:“.Orgie“, „Alchemistische Experimente“.“.Satanistische Taufe“.“.Krieg der Hexenmeister“. John Zorn empfiehlt im Booklet, dieses von Bill Laswell remixte Hörtheater über Kopfhörer und in einem dunklen Zimmer zu hören. Wer traut sich …

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