John Scofield – Piety Street :: Jazz

Schon auf dem Album THAT’S WAV SAY hatte John Scofield aus seinem Herzen fürs tief verwurzelte Black-Music-Idiom keine Mördergrube gemacht. Als er mit Aaron Neville eine lupenreine Soul-Hommage an Ray Charles hinlegte. Nun aber präsentiert sich der Gitarren-Tausendsassa als offenherziger Gospel-Prediger. Nicht, dass er dafür seine Stimmbänder entdeckt hätte. Das überlässt er Könnern wie John Boutte und Jon Clearly aus New Orleans. Mit ihrem Timbre und Feeling treffen sie auch traditionelle Hymnen wie „Just A Little While To Stay Here“ und „Sometimes I Feel Like A Motherless Chile!“ mitten in die Seele. Und mit seinen profilierten Sidemen wie George Porter Jr. (Bass) und den Drummern Ricky Fataar und Shannon Powell sorgt Scofield regelmäßig für die Ausgelassenheit, wie sie zu einer klassischen Gospel-Messe gehört. Seinen markanr nadelspitzen Gitarrensound lässt Scofield aufheulen, wenn es rockig zugeht. Dann streut er Mardi-Grass-Groove und jaulende Wah-Wah-Effekte ein, um danach aus „The Old Ship Of Zion“ eine spirituelle Blues-Prozession zu machen. Das alles hat Saft und Würze, undogmatischen Geist und wohltuende Lässigkeit. Doch unter dem Strich öffnet sich der Himmel nur halb, man hätte sich die PIETY STREET noch staubigerund steiniger gewünscht.

VÖ: 20.1

www.johnscofield.com