John Carroll Kirby
BLOWOUT
Stones Throw/Rough Trade (VÖ: 30.6.)
Eine Jazz- und Calypso-Feier auf den Trümmern der Zivilisation.
Im Gegenwartsjazz der letzten Jahre war es so gut wie unmöglich, an John Caroll Kirby vorbeizukommen. Er war nicht nur außerordentlich produktiv – seit 2017 veröffentlicht er jedes Jahr ein Album, manchmal sogar zwei –, sondern arbeitete auch als Produzent, Pianist und Komponist mit Künstler:innen wie Frank Ocean, Solange oder Miley Cyrus zusammen, sammelte für seine Kooperationen Indie-Preise genauso ein wie Grammys. Auf BLOWOUT kombiniert er nun seinen so verspulten wie auch verspielten, traumwandlerischen Jazzsound mit Ausflügen ins Elektronische, mit karibischem Calypso.
Das Ergebnis? Ist so lebensbejahend wie gleichzeitig von einer Tropenmelancholie durchzogen. Die Hitze, sie kann ja auch kirre machen – das deutet auch der Albentitel an: Meint Kirby hier eine Party oder absolute Zerstörung? Vielleicht beides. Inspiriert haben ihn, so erklärt er, „gescheiterte Utopien“ wie das Fyre-Festival oder der Endzeitkult „Heaven’s Gate“. Im Gegensatz zu diesen Beispielen allerdings scheitert Kirby mit diesem Album so ganz und gar nicht. Er schafft es, durch Sound Humor, Augenzwinkern und Melancholie zu transportieren – und das in einem federleichten, beschwingten Outfit, der wunderbar zu langen, warmen Tagen auf einer Picknickdecke passen will. Tanz in den Sonnenuntergang optional.