John Cale :: Paris 1919 Elektra/Rhino/WSM/Warner

Allem der soziale Hintergrund des Multiinstrumentalisten John Cale spricht Bände über seine Widersprüche, die innere Zerrissenheit, aber auch die daraus resultierenden Möglichkeiten: Als Sohn eines Bergmanns studierte der 1940 im südwalisischen Garnant geborene Außenseiter in London und New York klassische Musik an Elite-Universitäten. Dem Subversiven blieb er bei seinem dreijährigen Intermezzo bei The Velvet Underground verhaftet, wo er den unbedarften Lou Reed in Sachen Abstraktion, Schockeffekte und Kalkül unterwies. Seine Solokarriere nach dem unfreiwilligen Ausscheiden bei den Velvets erwies sich als ebenso zwiespältig wie musikalisch visionär. Orientierten sich academy of peril und das Duettwerk mit Terry Riley, church of anthrax, am atonalen Klangexperiment, so bot PARIS 1919 mit verhältnismäßig leichter Kost eine Abkehr von der Avantgarde. PARIS 1919 erschien 1973, wurde von Chris Thomas produziert und eingespielt mit dem UCLA Symphony Orchestra, Bassist Wilton Felder sowie den Little-Feat-Mitgliedern Lowell George (g) und Richie Hayward (dr) in L.A. Cale entwickelte in neun Stücken eine leicht zugängliche und genreübergreifende Songkollektion, die in der digital optimierten Neuauflage um elf Bonustracks erweitert wurde. Alles in allem fröhlicher Stil-Eklektizismus: „Graham Greene“ tuckert im Reggae-Rhythmus,“.Macbeth“ poltert sich durch eine 50s-Rock’n’Roll-Parodie, während „Andalucia“ introspektiv-balladesk und der auf die Versailler Konferenz von 1919 anspielende Titelsong wie ein Weill’sches Couplet tönen.

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