Joe Meek – Freak Beat – You’re Holding Me Down

Ptattenproduzenten waren in grauer Vorzeit Techniker in Arbeitskleidung, angestellt bei einer Plattenfirma und so prominent wie die Leitung der Studiokantine. Was sich Ende der 50er, Anfang der 60er schlagartig änderte: Phil Spector wurde in den USA zum Star, Mickie Most inszenierte den Britpop, und dann war da noch Joe Meek. Der hatte 1962 mit dem Instrumental“.Telstar“ einen Volltreffer gelandet, einen Ohrwurm, der mit effektbeladenen Orgelsounds und allerlei elektronischen Geräuschen faszinierte – die Geburt des Space-Rock, wenn man so will. Derlei Instrumentals nach Art der Shadows waren um 1964 allerdings schon wieder passe, weshalb Meek hastig auf den gerade abfahrenden Beat- und R&B-Zug sprang. Weniger aus Überzeugung denn aus kommerziellen Erwägungen. Seinem Ruf als innovativer Feuerkopf zwischen Genie und Wahnsinn wurde er dabei durchweg gerecht: Die 30 Songs, die freak BEAT versammelt, klingen reichlich exzentrisch, da plärren verzerrte Gitarren an der Schmerzgrenze, da wimmern käsige Orgeln, und sogar stark verhallte Schaltgeräusche werden verwertet – Joe Meek tat all die Dinge, für die ihn ausgebildete Tontechniker wohl am liebsten gekreuzigt hätten. Es gab nur ein Problem: Kommerziell betrachtet, scheiterten Meeks Produktionen Mitte der 60er kläglich, unter den Acts auf FREAK BEAT findet sich denn auch kein einziger Name, der außerhalb von Insiderkreisen ein Begriff wäre. Was aber qualitativ nichts zur Sache tut: „Crawdaddy Simone“ von The Syndicats etwa ist feiner Garagenpunk mit deutlichem Noise-Einschlag, The Birds Of Prey klingen bei „Love Gone Again“, als würden die Small Faces „Save The Last Dance For Me“ covern, und „Come On Back“ von The Cryin‘ Shames ist ohnehin ein Freakbeat-Klassiker, der immer wieder auf irgendwelchen Compilations auftaucht. Natürlich enthält freak Beat auch jede Menge Sixties-Pop-Trash, der nach zeitgenössischen B-Movie-Soundtracks klingt – charmant und teilweise witzig, aber eben doch nurwas für ausgesprochene Liebhaber. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1964 bis 1966, danach war abrupt Schluss. Denn Meek jagte sich im Februar 1967 eine Kugel in den Kopf. Aber nicht, ohne vorher noch seine Vermieterin erledigt zu haben.

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