Joe Meek – Freak Beat: You’re Holdine Me Down

Robert George Meek, genannt Joe, war ein Studiotüftler, Hitproduzent, Spiritist, Ufologe, Horroraficionadound Buddy-Holly-Verehrer.Oder besser: Buddy-Holly-Besessener. Denn wie soll man jemanden bezeichnen, der sich am 8. Todestag seines Idols, am 3. Februar 1967, im Alter von 38 Jahren erst seiner Vermieterin, dann sich selbst einen Revolver an den Kopf setzt und abdrückt? Nach jahrzehntelanger Ruhe wird das umfangreiche Erbe von Großbritanniens Antwort auf Phil Spector seit geraumer Zeit einer akribischen Archivplünderung unterzogen, Freak Beat: You’re Holdine Me Down ist die vierte Kompilation innerhalb von zwei Jahren. Süffisant „30 Freakbeat, Mod & R&B Nuggets“ untertitelt, sammeln sich hier vorwiegend Preziosen, die nach dem Jahr 1963 entstanden sind und somit all jene Lügen strafen, die noch heute behaupten, dass die Studiokoryphäe nach der Beatles– und Stones-Mania den Überblick und den Anschluss verloren hätte. 30 vor Energie berstende Perlen, die sich musikalisch am ehehesten zwischen den frühen Pretty Things und Downliner Sect einreihen lassen. Also überwiegend krachiger Rhythm’n’Blues mit mal folkigen, mal bluesigen, aber auch psychedelischen Untertönen von längst der Vergessenheit anheimgefallen Bands, die nicht einmal mehrals Fußnoten der britischen Clubszene gelten. Unter dem Namen The Riot Squad gleich zweimal vertreten mit „I Take It That We We’re Through“ und „Walking On Ice“, vereinen sich später prominente Figuren wie Jimi-Hendrix-Drummer Mitch Mitchell und der vor allem in Deutschland beliebte Schlagersänger Graham Bonney. „You’re Holding Me Down“ von The Buzz verpasste der Zusammenstellung nicht nur den Titel, sondern durfte vor 40 Jahren auch mal wenige Monate den noch unbekannten David Bowie begleiten. Über David John &The Mood mutmaßte man gar, sie wären eine von Bowies frühen Inkarnationen. Hinter Heinz &The Wild Boys steckte ein noch vor Heino platinblond gefärbter Solointerpret deutscher Herkunft namens Heinz Burt, der nach Eddie Cochrans Tod mit dem von Joe Meek produzierten „Just Like Eddie“ monatelang die vorderen Plätze der englischen Single-Charts belegte. Seine Formation The Tornados. wo erden Bass zupfte, trumpfte 1966 noch einmal mit „No More You And Me“ auf. The Syndicats‘ rare Single „Crawdaddy Simone“, eine Anspielung auf Giorgio Gomelskys legendären Club in Richmond, der die Rolling Stones und die Yardbirds populär machte, schließlich erzielt heutzutage auf Auktionen und Börsen Preise ab 750 Pfund. Freak Beat: You’re Holdine Me Down ist wesentlich günstiger! Weitere vielversprechende Kopplungen wie Vampires, Cowboys, Spacemen & Spooks, They Were Wrong: Joe’s Boys Vol. 1 und The Joe Meek EP Collection sind schon unterwegs in die Läden.

www.joemeek.com