Joe Lovano – I’m All For You
Er kommt einfach von den Erinnerungen nicht los. Und das seit inzwischen 20 Jahren. Damals hatte Joe Lovano zum ersten Mal jene Filetstücke aus dem American Jazzbook für sich entdeckt, die mittlerweile auch schon über ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel haben. Diese legendären Standards von Irving Berlin bis hin zu Thelonious Monk, diese Kultstücke aus glorreichen Cool-Jazz- bis Bebop-Zeiten. Natürlich liegt Tenorist Lovano mit diesem Faible auf einer Wellenlänge mit all denjenigen, die in ihrem Jazz-Leben einmal „Stella By Starlight“ oder „Monk’s Mood“ gespielt haben müssen. Aber bei Joe Lovano ist es stets so wie nur noch bei den Kollegen vom Keith Jarrett Trio: Die Nostalgie wird zwar umarmt, aber den Standards wird nie die Luft zum Atmen genommen. Was auf Lovanos erneuter Album-Reminiszenz an die Evergreens auch dank einer unschlagbaren Besetzung unüberhörbar ist. Für i’m all for you hat der Saxofonist neben dem Feingeist und schlagzeugenden Alter Ego Paul Motian sowie dem Bassisten George Mraz mit Hank Jones einen der letzten Mohikaner des klassischen Jazz-Klaviers eingeladen, der in den vierziger Jahren zum legendären Coleman Hawkins Quartett gehörte. Mit diesen drei Edelmusikern kultiviert Lovano jetzt die allerhöchste Balladen-Skala. Von Dizzie Gillespies „I Waited for You“ bis „Countdown“ von John Coltrane. Und einmal mehr ist es Lovanos Spiel, das in seinem rhapsodischen Tiefgang, in seiner voluminösen Sonorität und seiner elastischen Poesie diese neun Jazz-Lieder ohne Worte auf im. all for you einfach unwiderstehlich macht. Kein Wunder also, dass Joe Lovano von dieser Jazz-Vergangenheit einfach nicht loskommt.
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