Joe Henry :: Reverie

Anti/Indigo

Das zwölfte Album des amerikanischen Singer/Songwriters ist eine vollakustische Produktion geworden.

Es ist nun schon das zwölfte Album von diesem Mann, aber noch immer hat man das Gefühl, ihm noch nicht richtig auf die Schliche gekommen zu sein. Joe Henry wehrt sich standhaft gegen jeden Anflug von Eindeutigkeit. Obwohl er seinen Stil gefunden hat, klingt keine Platte so, wie man es vorher erwartet hatte. Auf die Idee, sich aus einem Joe-Henry-Album einen Song für eine Playlist herauszupicken, sollte man also besser nicht kommen. Reverie ergibt nur Sinn, wenn man sich mit dem gesamten Paket beschäftigt. Im Mittelpunkt des Interesses steht dieses Mal der ganz eigene Unplugged-Sound. Joe Henry hat die Mikrofone ganz nahe am Schlagzeug platziert, damit die Toms richtig schön rumpeln und die Becken klar und deutlich scharren können. Das durchweg sehr präsente Piano ist so produziert worden, dass jeder Akkord lebendig und echt erscheint. Man spürt jedes Vibrieren des Hohlraums. Auf dieser Grundlage unternimmt Henry eine Wanderung durch die Welt traditioneller Einflüsse. Blues, Country, Soul, Folk, Jazz – alles, was seit Jahrzehnten die amerikanische Musik prägt, ist dabei. Wenn man hört, wie diese Elemente ineinandergreifen und sich dann noch mit Klecksen aus der europäischen Theatermusik und Flamenco vermischen, hat man Gewissheit, dass dieser große unterschätzte Künstler mit Reverie mal wieder ein ganz besonderes Ding gedreht hat.

Key Tracks: „Odetta“, „Sticks & Stones“