Joachim Witt
An ihm scheiden sich die Geister. Das war schon zu Zeiten des „Goldenen Reiters“ so, und erst recht, als Joachim Witt mit den Alben Bayreuth und Bayreuth 2 in den neunziger Jahren wieder auf vordere Chartsränge zurückkehrte. Wie alle, die das dunkle Raunen, das rollende „R“. Pathos und wagnerianisches Dräuen und Dröhnen lieben, ist der Mann aus Hamburg dafür schnell in die rechte Ecke eingeordnet worden. Mit Sicherheit zu Unrecht, denn im Grunde folgt der privat eher leisen Tönen zuneigende, kultivierte Mann nur seiner ganz eigenen, schwerblütigen Vorstellung von Romantik. Und die lebt er eben in einem Stilkonstrukt aus, das seine Wurzeln in der Ästhetik der frühen achtziger Jahre weder verleugnen kann noch will. Das ist nichts Verwerfliches und angesichts des andauernden Eighties-Revivalsja fast schon wieder modern. Nur: Gute, interessante, innovative Popmusik ist sowas anno 2004 halt auch nicht. Die maschinenhaften Beats, das pompöse Hallen und Knallen des digitalen Schlagwerks, die üppig übereinander geschichteten Synthieflächen , die kurzen sloganartigen Melodiepartikel, die Sprachbilder von „Kriegern des Lichts“ und so fort – all das kennt man von Witt seit Jahr und Tag. Eine Art Disney-Variante der belgischen EBM der Mittachtziger, ergänzt mit griffigen Popmelodien. Es sind für ihn seit vielen Jahren erprobte Formeln – und sie werden auf pgp nur sparsam um neue Facetten angereichert. Was pop von Witts letzten Alben, vor allem von der ersten der beiden Bayreuth-CDs, immerhin angenehm unterscheidet, ist der weitgehende Verzicht auf klangliche Brachialgestik, speziell das Fehlen jener Pseudo-Metal-Gitarren von Bayreuth hinterlässt keinen Phantomschmerz. Nicht unorginell: Witts Umdeutung von Alexandras Schlagerklassiker „Mein Freund, der Baum“.
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