Jimi Tenor

SÄHKÖMIES

Bureau B (VÖ: 16.8.)

This charming man: Auf seinem 1994er Solodebüt fusioniert der Finne Lo-Fi-Elektronik und Jazz-Sax mit Sun-Ra-Afrofuturismus.

Eigentlich hatte Jimi Tenor damals gar keine Ambitionen, ein Soloalbum aufzunehmen. Mit seiner High-Energy-Drumming-Industrial-Band The Shamans war es nicht gut gelaufen, seinen Lebensunterhalt konnte er als Sänger, Keyboarder und Saxofonist kaum bestreiten. Jetzt sollte es Richtung Fotografie gehen. Mit ein paar frisch erworbenen Drum Machines und Synthesizern begann ­ Tenor in den frühen Neunzigern dann aber, die Tanz-Performances seiner Freundin ­ Tiina in New York zu begleiten. Der Pop-up-Club „El Sensorium“ sollte der Proberaum von SÄHKÖMIES werden, aufgezeichnet wurden die Tracks bald in Tenors Apartment.

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In diesen ersten Solo-Recordings finden weit voneinander entfernte Sounds in der Bearbeitung eines unbedingt charmanten Mannes folgenreich zueinander: Da sind die Beats aus der Büchse, die Lo-Fi-Synthie-Schlieren und Tenors bisweilen krumme Runden, die er mit seinem Tenorsax dreht. Die wild ins Kraut schießenden Keyboardspuren dürfen an Sun Ras Afrofuturismus („Voimamies“, „Crazy Hammond“) erinnern. Und dann natürlich der Clubhit „Take Me Baby“: 30 Jahre nach Erstveröffentlichung (und ganz besonders in dieser Urform) zieht der Hard-Disco-Track mit dem Donna-Summer-Giorgio-Moroder-Lyrik-Wumms noch wie eine Eins über jeden Dance­floor.

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In diesen Aufnahmen wächst der Saxofonist-Fashionist Jimi Tenor mit dem Frickler und Technik-Geek Jimi Tenor zu einem Artist in his own right zusammen. Jahre später zieht er sein Flötenspiel (überragend die Zusammenarbeit mit Tony Allen 2009) in Blaxploitation-Soundbilder mit afroeuropäischen Klangfarben. SÄHKÖMIES wäre ein Life-Changer für ihn gewesen, so Tenor, diese Musik machte auch ziemlich viel mit uns: Sie katapultierte Disco ins Bewusstsein von Rock- und Elektrogemeinden – mit einer ausgewachsenen Punk-Attitüde.

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