Jesus And Mary Chain – Psychocandy
Alles, so die verantwortlichen Bruder Reid in ihrem nuscheligen Glasgow-Akzent, ist eine Frage des guten Geschmacks. Recht haben sie, Geschmack auch! Das bedeutet bei ihnen jedoch nicht Nummer sicher, sondern volles Risiko. Das bedeutet Wahnsinn mit Methode, Sprengen aller Ketten. Die Reid-Brüder – komplettiert durch Douglas Hart (b) und Bobby Gillespie (dr) – lieben es heftig – kaum einer ihrer Songs dauert länger als zwei Minuten; 14 hat es insgesamt auf dem Debüt Psychocandy.
Die Reids, verantwortlich für alle Songs, die entfesselten Gitarren und die lässigen Vocals, erinnern, wie’s die Firmenbiografie richtig sagt, an die frühen Velvet Undergrounds. Schrillste Feedback-Orgien entwickeln sich über einem stampfenden Donner-Rhythmus zu „weißem Rauschen“. Dann wieder wird im sanften Wellengang einer Wiegenlied-ähnlichen Melodie geschunkelt. Die Gitarren zirpen, der akustische Standbaß brummt, Country-Stimmung kommt auf.
The Jesus And Mary Chain, die in England für hitzige Kontroversen sorgten, beziehen sich auf Nancy Sinatra, die Shangri-Las, Sonny & Cher und T. Rex und nennen damit Pop-Götter. Ihr Vorhaben, gleich zu Anfang mit einem LP-Klassiker aufzuwarten und die Popwelt aufzurütteln, ist ihnen gelungen. Und wer sich traut, seine HiFi-Anlage voll aufzudrehen, wird endlich mal wieder zornige Eltern und das Gerede von „Affenmusik“ erleben. Genau wie damals!
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