Jessie Ware
What’s Your Pleasure?
Virgin/Universal (VÖ: 26.6..)
Gut genug für einen ESC-Sieg, aber auch nicht mehr: Dem Disco-Pop der gehypten Soul-Food-Podcasterin mangelt es an eigenen Einfällen.
In „Spotlight“, dem Opener, schmachtet Jessie Ware kuschelig los wie Céline Dion, latinisiert dann aber so dancy synkopierend wie Jennifer Lopez, bloß mit verführerischem Soul-Chor-Dekor über den Disco- Beats. Im Videoclip zu dieser Single flaniert Jessie Ware mit goldenem Collier geschmückt durch einen Zug voller wahlweise tanzwütiger oder eingefrorener Models mit unverschämt graziler Körperspannung und Stylo-Outfits.
AmazonJessie Ware selbst, im echten Leben Teilzeit-Food-Podcasterin, könnte hier die Kommissarin zur Aufklärung des Mords im Orientexpress sein. Hier geht’s ab und man prostet sich zu. WELCOME TO THE PLEASURE DOME frohlockten Frankie Goes To Hollywood 1984. WHAT’S YOUR PLEASURE?, fragt Jessie Ware nunmehr kess zurück im Titeltrack und gibt auch gleich die Anleitung zum Liebemachen mit: „Stop. Go. Fast. Slow“. Ein bisschen kreativer hätte es schon sein dürfen.
Damit das nicht so auffällt, packt Jessie Wares Band Synthies aus, die eine wirbelnde Brass-Section imitieren. Da gehen auch Reime wie „automatic“ auf „magic“ durch, so läuft es nämlich im Pleasure Dome von Jessie Ware: Man trifft sich, legt automatisch los – und trotzdem fühlt sich alles magisch an. Vieles auf der Platte klingt nach Kylie Minogue mit stärkerer Stimme, aber weniger Selbstironie und Spaß. Genug, um damit jeden Eurovision Song Contest zu gewinnen, bei dem nicht ABBA antreten, ist all das immerhin trotzdem.