Jessica Pratt
Quiet Signs
City Slang/Universal (VÖ: 8.2.)
Best of Sängerinnen/Songwriterinnen-Musik, eine Sammlung wunderbar weich und unaufgeregt vorgetragener Lieder aus dem leisen Leben.
Man stelle sich eine Messe in einer kleinen Kathedrale vor. Jessica Pratts Stimme zieht wie ein Naturereignis durch den Raum, ohne jede Anstrengung und Kraftmeierei, beinahe lautmalend, flankiert zumeist nur von akustischer Gitarre, hin und wieder Piano, Orgel und ein String-Synthesizer.
Diese Musik lenkt dich auf das Wesentliche, die Stimme, den Song, den Glauben an das leise Leben (in einer Welt, die so laut ist und schnell dreht). Man hatte Jessica Pratts Stimme schon auf zwei Alben kennenlernen können, ganz unaufgeregt und weich, aber in jedem Moment mit der Entschlossenheit, einen Weg gehen zu wollen, ein Narrativ zu entwickeln. Wäre die Sängerin und Songwriterin aus Los Angeles nicht schon über den Status „Geheimtipp“ hinaus gelangt, hätte Devendra Banhart sie entdecken und in eine Reihe mit Vashti Bunyan und Karen Dalton stellen müssen. Vielleicht stammen die neun neuen Songs von Pratt auch aus einer anderen Zeit, vielleicht lassen sie diese nur still stehen in ihrer Eleganz und reduzierten Pracht.
AmazonSieben Jahre soll sie an diesen Liedern gearbeitet haben, QUIET SIGNS schwebt nun mit der Kraft eines Best-ofs ins Pop-Universum, die Songs sind zu nichts anderem auserkoren, als lange und herzlich umarmt zu werden. Eine besondere Erwähnung unter lauter bildschön verhangenen Liedern verdienen die spukige „Opening Night“ zum Start, der atemberaubend weite Bögen ziehende finale Song „Aeroplane“ (woher kenne ich bloß diese Pianomelodie?) und irgendwo mittendrin „Fare Thee Well“ – das raffinierteste Flötenstück, das Ennio Morricone noch nicht auf seinen Soundtracks veröffentlicht hat.