Jens Lekman – Night Falls Over Kortedala

Die Geschichte von Lola, dem Showgirl in Barry Manilows Alltime-Kitsch-Classic „Copacabana“, endet bekanntlich in Liebesleid und alkoholischer Betäubung. Zum Finale jubelt The Manilow: „At the copa… don’t fall in love.“ Was die „Copa“ mit Korteoala von Jens Lekman zu tun hat, erfahren Sie im letzten Satz dieser Kritik. Die letzten „neuen“ Songs, die man von Lekman hören konnte, waren auf Oh You’re So Silent Jens versammelt, einer Kollektion von Singles und EPs aus den Jahren 2003 und 2004, die den Schweden in die Liga der genialen Songwriter und Über-Sänger katapultierte. Auf Kortedala dreht sich Lekmans Bariton um glitzernde Discokugeln und Motown-Soul-Beats („The Opposite Of Hallelujah“), der Sänger rührt in lässig synkopierten Blue-Eyed-Soul-Songs, swingt sich seinen Liebeskummer vom Leibe und tänzelt über Novelty-Pop-Strecken von vier Minuten Länge („Friday Night AtThe Drive-In Bingo“). Man mag die neue Richard Hawley gehört haben, die besten Stücke Stephin Merritts im iPod tragen, an Scott Walker in den Sixties denken – Lekman ist längst ein Crooner in seinem eigenen Recht, er hat sich jeder Indie-Referenz entledigt, zieht schwindelerregende Bahnen am Firmament des Pop. flankiert von majestätischen Streicherensembles und wundersamen Bläsergruppen, illuminiert von Samples aus dereigenen Kindheit und der Geschichte großer amerikanischer Liedermacherei. Gemeingefährlicher Pomp. Grandioser Schmalz. Ja, Showboat-Grandezza mit Festbeleuchtung. „And I remember every kiss like my firstkiss“. steht wie ein Manifest am Anfang dieser Platte, ein Grundbuch aller Herzensdinge. „I have a love, I have a love for this world / a kind of love that will break my heart.“ Das singt Jens Lekman wie der Jonathan Richman aus seinen Tagträumen, nur dass Jonathan Richman noch nie einen Song so nah an den Beats der Copacabana gebaut hat.

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