Jenny Hval
The Practice Of Love
Sacred Bones/Cargo (VÖ: 13.9.)
Die Norwegerin schwebt mit ihrem Gespenster-Pop über den Dingen und beobachtet den Menschen und wie er liebt und lebt.
Wer sich der Gedankenwelt der norwegischen Experimental-Pop-Künstlerin Jenny Hval weiter nähern möchte und nach der Lektüre ihrer Lyrics zu den bislang fünf Alben nicht mehr weiterkommt, greift zu ihrem seit einem Jahr auch auf Englisch erhältlichen Debüt-Roman. Dieser hat bildgewaltige und mit albtraumhaften Elementen gespickte Themen wie (queere) Lust und erlaubt einen intimen Blick auf ihr Leben.
AmazonDas neue Album erzählt nun von der Liebe und wie unterschiedlich sich diese im alltäglichen Leben zeigen kann. Hval legt dafür Schichten über Schichten an Stimmen über verschleppte Breaks („Lions“), mit Spoken-Word-Beiträgen unterlegte Soft-Trance-Hits („Six Red Cannas“) oder an Madonna erinnernde Early 90s-Pop-Experimente („High Alice“). Gerade dieser Song fasst gut zusammen, was an Hval so faszinierend ist. Fast beteiligungslos klingt ihre Stimme, erzählt aber von für sie einschneidenden Momenten sexueller Erweckung.
„Ashes To Ashes“, das in seiner Morbidität von einem noch nicht geschriebenen Song handelt, der für eine Beerdigung eines geliebten Menschen gedacht ist, wird von einem Beat begleitet, ein immer stärker brodelnder Elektro-Pop-Vulkan, der Dringlichkeit erzeugt. Unterstützt wird Hval u.a. von der Journalistin Vivian Wang und der Musikerin Laura Jean Englert, deren Stimme sie für Skizzen und Zwischenspiele verwendet.