Jauchzet, Frohlocket: Du musst kein Schwein sein

Es gibt Leute, die ihre gesamte Lebensgeschichte in allen Einzelheiten ausbreiten, wenn man danach fragt, was sie in den letzten fünf Minuten getan haben. Einer dieser Menschen ist Peter Krumbiegel, Vater des Prinzen Sebastian Krumbiegel. Es wäre alles halb so schlimm – wenn er nur etwas zu erzählen hätte. Sein Buch, ursprünglich ein Weihnachtsgeschenk für die drei Kinder, handelt vor allem von der Familie. Von der Schwiegermutter, einer gefeierten Leipziger Opernsängerin, von den drei Wunderkindern und natürlich von Bach, dessen Musik die Familie von der Weimarer Republik über die DDR bis ins heutige Deutschland hinein in Ekstase versetzt. Das ist Fanatismus in seiner reinsten Form – Bach in der Oper, Bach in der Kirche … Man merkt: Mit dieser Familie stimmt etwas nicht. Welche Eltern machen sich schon einen Spaß daraus, zu zählen, welches ihrer Kinder am häufigsten Bachs Weihnachtsoratorium gesungen hat? Das Einzige, was dieses Buch jetzt noch retten könnte, ist die Geschichte, die sich im Hintergrund dieser verstörenden Musikerfamilie abspielt. Die Situation in der DDR liefert – wie meistens nette Anekdoten, deren Komik jedoch durch den verkrampften Schreibstil des Erzählers schon im Keim getötet wird. Lediglich die Montagsdemos 1989 und die Geschehnisse in der Zeit unmittelbar vor der Wende werden von dem versucht lustigen Stil des Buches verschont. Allgemein bekannt ist ja, dass in der DDR mehr Wert auf Heimatkundeunterricht gelegt wurde als auf das Aufsatzschreiben. Auch Co-Autor und Journalist Clemens Prokop scheint dem hilflos ausgeliefert zu sein. Wer sich eine nervenaufreibend langweilige Lektüre ersparen möchte, sollte verzichten. Für alle jedoch, die Stammbaumforschung über die Krumbiegels betreiben oder bachfanatische Kirchenchor-Familien schätzen, ist dieses Buch ein Muss.