James Blunt – All The Lost Souls

James Blunt ist die Eva Herman des Mainstream-Pop: Von niemandem gemocht, von unzähligen gekauft, medial ärgerlich omnipräsent – allerdings sind ebenso wie bei Autobahn-Eva einige der größten Kritiker weitaus blöder als das Objekt ihrer Kritik. Na gut, der Vergleich haut nicht ganz hin, aber immerhin haben Sie bis hierhin weitergelesen. Doch auch wenn James Blunt gar nicht so hohl ist, wie seine Gegner gerne hätten, ändert das wenig daran, dass auch anlässlich dieses verregneten Knatschballaden-Albums festgestellt werden muss, dass Blunts Musik eine Angelegenheit von verlässlicher Mittelmäßigkeit bleibt. Seine Songs und die unverhohlene Saubermann-Attitüde sind noch nicht einmal das Problem. Wie ein moderner Al Stewart in Feierabendlaune gondelt Blunt durch seine Musik, er wäre hörbar gerne Elton John, aber dafür fehlt ihm dann doch wieder einfach alles. Die Lieder sind, sofern man ihr klangliches Koordinatensystem akzeptiert, mehr als solide: Sie leisten sich harmonische Ausgebufftheiten, wo es nur geht, und Blunt weiß, dass dort, wo eingängige Strophen und Refrains sinnlos nebeneinander rumlungern, clevere Bridges weiterhelfen. James Blunts Problem ist vor allem weiterhin seine Kleinmännchen-Stimme und die windelweiche Attitüde, die nichts mit den charmanten Weichlichkeiten großer 70er-Jahre-Soft-Popper zu tun haben. Nein. Blunt ist die logische Konsequenz aus Coldplay – nur hat er mitunter die besseren Songs. Dass jedoch „Trouble“ sein „only friend“ sei, wie in „Carry You Home“ behauptet, das nimmt man ihm dann doch nicht ab. Und die Reime im Hit „1973“ sind so lustig doof, dass sich die Gallagher-Brüder dringend für sie interessieren sollten. „Me and my guitarplay my way / It makes them frown“ steilvorlagisiert er wiederum in „Give Me Some Love“. Lustiger Typ, dieser Blunt. Wissen Sie was? Eigentlich ist James Blunt der Johannes B. Kerner des Death Metal.

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