Interzone :: Aus Liebe

Sireena/Broken Slience

Als Krautrock-Veteranen sich zu skurrilen NDW-Vertretern wandelten.

Zwischen Ideal, Nena und Hubert Kah wirkten Interzone im Kontext der Neuen Deutschen Welle fast eine Spur zu abgeklärt. Seit 1968 mischte die Band – noch unter dem Namen Curly Curve – im damaligen Rock-Entwicklungsgebiet Berlin-West mit. Doch beim akribischen Experimentieren sprangen zumeist noch nicht einmal die Spesen heraus. Aus den Ruinen Curly Curves und der Berlin Bar Band gingen Interzone hervor. Das Debüt names „Chucks Zimmer“ mit Texten von Wolf Wondraschek, zu denen der eigenwillige Dichter aber die rechtliche Genehmigung verweigerte, ist bis heute unveröffentlicht. Ein weiteres Album, betitelt INTERZONE, brachte hingegen 1981 auf Anhieb den nationalen Durchbruch. Sogar bei einer legendären Berliner-Rocknacht im TV durfte das Quintett auftreten – mit absonderlichen Exkursionen in Blues, Soul und Rock, die in Frontmann Heiner Pudelkos poetischem Surrealismus mündeten, der S-Bahnen durch Zimmer fahren und sämtliches Geld in einem Loch in Papas Arm verschwinden ließ. Mit dem Nachfolger AUS LIEBE legten Interzone ein Jahr später gleichwertig nach: Zwölf weit über das durchschnittliche deutsche Pop-Niveau hinausragende Songs wie aus einem Guß, getragen abermals von Pudelkos leidenschaftlichem, qualvollen wie auch hysterischen Gesang und Texten, die der gewohnten Poesiealbum-Attitüde von Bands hierzulande in eigenwilligen Liedern wie „Eisenmann“, „Die Pest ist da“ und „Küsse aus Stahlbeton“ komplett abschworen. Interzone-Manager und NDW-Drahtzieher Jim Rakete ließ sich im Überschwang der Gefühle und des Erfolgs über seinen Schützling Pudelko gar zum hinkenden Vergleich „Marlene Dietrich des Punk“ hinreißen. Ein Manko bleibt allerdings: Im Gegensatz zum subtiler produzierten Erstling mussten Hymen wie „Deutschlandlied“, „Hasso fass!“ und „Armer Paul“ ohne Brass-Sektion auskommen. Stattdessen dröhnen mitunter ein wenig zu einfältig die dicken Gitarren.

www.heinerpudelko.de