Industrial Zen

Irgendwo taucht es immer auf, dieses kurze, prägnante Thema, das sich wie ein roter Faden durch die acht Kompositionen zieht. Mal wird es auf die Achterbahn von John McLaughlins Gitarre geschickt, nachdem es von Saxophonist Bill Evans knackig losgetreten worden ist. Oder McLaughlin nimmt einfach mal das Tempo raus und feiert es in geradezu hymnischer und epischer Breite. Es ist ein kleines Thema, das dem neuen Album Industrial Zen zugrunde liegt. Doch kein Stück gleicht dabei dem anderen, wird die Initiale zum Sprungbrett in acht verschiedene Richtungen. Gleich das Eröffnungsstück „For Jaco“ entpuppt sich als wieselflinke Rock-Jazz-Hommage an den Kult-Bassisten Jaco Pastorius (in seine Rolle schlüpft hier ausdauernd Matthew Garrison). „Wayne’s Way“, ein Tribut an den ehemaligen Miles-Davis-Kollegen Wayne Shorter, ist dagegen ein heftig pulsierendes Modern-Jazz-Exerzitium. bei dem Tabla-Virtuose Zakir Hussein mit Schlagzeuger Dennis Chambers um die Wette trommelt. Und vor den Kniefall vor Carlos Santana in dem wild aufgeschäumten Latino-Jazz-Stück“.Senor C.S.“ präsentiert McLaughlin mit „To Bop Or Not To Be“ groovende World-Fusion, mit der Michael Brecker geehrt werden soll. Von den Titeln her ist das eine durchaus melancholische Reise zurück in die 1970er Jahre, in denen McLaughlin mit seinem Mahavishnu Orchestra ein gewichtiges Wörtchen bei der Installierung des Jazz-Rock mitgeredet hat. Diese Vergangenheit hat der 64jährige Brite natürlich schon x-mal ausgelebt und mit indischen „Shakti Geistern neu beschworen. Aber so exzessiv impulsiv und klangkulinarisch hat McLaughlin das in den letzten Jahren nie hinbekommen. Und auch wenn man meint, diesen Gitarren-Sprint oder jene Fusion-Phrase schon mal gehört zu haben-es ist wie bei dem Grundthema von Industrial Zen: Auf den Überraschungseffekt kommt es an. Und der liegt bei McLaughlin immer noch in besten Händen.

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