Incubus – A Crow Left Of The Murder
Obacht! Diese Platte ist eine wilde Bestie! Sie nähert sich schleichend durch ein Dickicht aus pfeifenden, flirrenden, wirrdurcheinander morphenden Tönen. Sie umkreist dich, narkotisiert dich, und dann – wenn die Gitarren lauter rotieren und Bass und Drums unisono an die Oberfläche brodeln – setzt sie zum Sprung an und schmettert dich mit ihrer ganzen Wucht zu Boden. Ja, sie wird wieder von dir ablassen, immer wieder, doch nur, um dich danach aufs Neue anzufallen. Wenn nach den ekstatischen Refrainzeilen im Titeltrack die sinistre Elektronik von „Agoraphobia“ hereinbricht. Wenn wie aus dem Nichts hibbeliger Highspeed-Funk das wütend daherstampfende „Priceless“ durchschlägt. Oder wenn die anfangs rhythmisch vertrackten Gitarren in „Sick Sad Little World“, diesem Kunststück über sechs Minuten, erst in wüstes Singlenote-Stakkato übergehen, dann von schwermütigen Klavierakkorden verschluckt werden und schließlich in einem epischen, effektverschleierten Gniedel-Intermezzo zurückschnellen. Incubus haben hier etwas Großes, etwas Unzähmbares erschaffen. a crow left of the murder wird all den vorschnellen Nörglern die Kinnlade herunterreißen, die der Band nach den gefügigeren letzten beiden Alben ein sicheres Ende im Kreis der gescheiterten NuRock-Riege prophezeit haben. In ihren größten Momenten vereint die Platte die Dynamik der frühen Soundgarden mit der Unberechenbarkeit der späten Pearl Jam und dem Elan der debütierenden Silverchair. „Here In My Room“ etwa ist eine wunderschöne, mehrstimmige Liebeserklärung auf dem Piano, die wohl auf jedem anderen Album den versöhnlichen Schlusspunkt gesetzt hätte. Incubus aber holen noch einmal aus und schicken das beklemmende „Leech“ hinterher. „So fuckyourself and fuck this bleeding heart of mine“, giftet Brandon Boyd am Ende. Herrschaftszeiten! Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dieses Album im Alternative Rock nicht einschlägt wie eine Bombe.
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