Imperial Teen
Now We Are Timeless
Merge/Cargo (VÖ: 12.7.)
Völlig vom Kurs ab: Der Indie-Rock der 90s-Szene-Darlings erleidet Schiffbruch.
Roddy Buttom ist Keyboarder bei Faith No More, er hat dort die Aufgabe, den Wahnsinn mit seinen Melodielinien zu bändigen. Das wird er sich sicherlich gut bezahlen lassen. Sein musikalisches Herz pocht dagegen bei seiner eigenen Band Imperial Teen, gegründet Mitte der 90er-Jahre, als Indie-Rock und Power Pop zu einer neuen Art von College-Musik verschmolzen. SEASICK, die Debüt-LP der Band, ist eine dieser typischen 90s-Platten, man kann sie nicht hören, ohne an Indie-Discos zu denken, in denen noch geraucht werden durfte und ironiefreie DJs nach Imperial Teen Readymade oder Redd Kross spielten.
Alle paar Jahre trommelt Buttom seine Gruppe noch einmal zusammen, die Indie-Rock-Bastion Merge bietet der Band einen sicheren Hafen. Den brauchen Imperial Teen auch, denn auf hoher See wäre die Band verloren. Mutlos würgt sie sich mit dem harmlosen Indietronica-Lied „I Think That’s Everything“ in dieses Album, „We Do What We Do Best“ ist ein seltsames Biest mit Macho-Gitarrenriff, Garbage-Sound und einem Refrain, der an die schwächeren Singles von Phillip Boa erinnert. Ein ätzendes Gitarrensolo gibt dem Track den Rest, dann imitieren Imperial Teen auf „Don’t Wanna Let You Go“ die Pixies, spielen mit „Walkaway“ einen furchtbar dumpf klingenden Shoegaze-Twist, versuchen sich bei „Somebody Like Me“ an der schwebenden Girl-Boy-Grandezza von Yo La Tengo oder Low und klauen beim letzten Stück „Time-less“ dreist das Soundkonzept von Grandaddy. Wer bis dahin durchgehalten hat, schläft nun ein.
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