Rockabilly trifft Jazz und Cabaret – mit Bekenntnis zum Hier & Jetzt. Von einem Bad Girl aus Dublin.

Seit Rock’n’Roll, Country und Blues von hochvermögenden Traditionalisten wie Jack White fern der Halls Of Fame gehegt und gepflegt werden, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste aktuelle Rockabilly-Sängerin den Mainstream knackt. Imelda May ist das in ihrer irischen Heimat mit einem Number-One-Album bereits gelungen, und die Zeichen stehen nicht schlecht dafür, dass dieses todschicke Dubliner Bad Girl in den Rang einer Pop-Attraktion aufsteigt – als eine Art Wanda Jackson der Download-Ära. Die leibhaftige Wanda (die mit dem Rock’n’Roll-Ballerhit „Let’s Have A Party“ 1960) hat Jack White für sein Label Third Man Records verpflichtet, erste Veröffentlichung: ein mittelmäßiges Cover des Amy-Winehouse-Hits „You Know I’m No Good“. Was Imelda May dem Gros der Revivalisten voraus hat, ist das zeitgemäße Spiel mit den Genres. Sie strebt als schwarzhaarige Femme Fatale mit platinblonder

Tolle an die Fashion-Front, spielt ihr Rockabilly-Ding auch schon mal bis an die Grenze des Riot-Grrrl-Rock („Psycho“), schreibt ihre Songs selbst. Grenzgänge sind sowieso das Metier der 32-jährigen Sängerin, im Glitzerland zwischen Rock’n’Roll und Jazz fühlt sie sich zuhause, im Cabaret lässt sie sich von Surf-Gitarren in den Himmel tragen. Die einzige Coverversion auf diesem Album ist dann aber nur Mittelmaß: „Tainted Love“ bedurfte keiner weiteren Denkmalsetzung auf Tonträger, auch wenn Imelda Mays Konzertpublikum die alte Ed-Cobb-Schrulle liebt.