Ikonika
Distractions
Hyperdub/Cargo
Sara Abdel-Hamid macht ihre experimentell unterfütterte Electronica noch weiter auf für unterschiedlichste Einflüsse.
In der Retrospektive wird das größte musikalische Verdienst der 10er-Jahre gewesen sein, wie jenseits der Retromanie aus alten Gedanken neue musikalische Formen entstanden sind, die die Grundideen aus ihren Herkunftsgenres weiterführen, was freilich die Puristen in allen Lagern überhaupt nicht tangiert. Vorbildlich in diesen stilbildenden Maßnahmen: das Londoner Hyperdub-Label und vor allem Sara Abdel-Hamid aka Ikonika. Ihr zweites Album AEROTROPOLIS von 2013 könnte in späteren Zeiten als so etwas wie das Elektronik-Referenzalbum der 10er-Jahre gelten.
Wie Ikonika damals Dubstep, Techno und zeitgenössischen Electro-Funk zu einer hell leuchtenden, experimentell unterfütterten Musik verarbeitete, die an manchen Stellen so etwas wie Optimismus verbreitete, war Blaupause für viele ähnliche vorwärtsgewandte Fusionsanordnungen in der elektronischen Musik. Auf ihrem dritten Album DISTRACTIONS öffnet sich die Londoner Produzentin noch mehr. Zusätzlich zu ihrem Trademark-Sound gibt es hier verstärkt Einflüsse von zeitgenössischem R’n’B, HipHop und Grime, die Ikonika aber nicht als Pastiches benutzt, sondern in ihr vielfarbiges Klangbild einverleibt und in ihrem Sinne gebraucht.