Idris Ackamoor & The Pyramids
Shaman!
Strut/!K7/Indigo (VÖ: 7.8.)
Der legendäre Tenor-Saxofonist lädt zu emotionalen Erkundungen auf fernen Afrobeat-Echos und lässt Violinen- und Flötenjazztracks schweben.
Als 2018 die bisher letzten Alben von den Last Poets und Idris Ackamoor & The Pyramids erschienen, war das eine doppelte Erinnerung an die musikalisch-literarische Revolte der Afroamerikaner in den späten 60ern und frühen 70ern, die auch eine Rückbesinnung auf afrikanische Wurzeln einschloss. Die Poets, seinerzeit „Lautdichter“ der Bewegung, spielten sich 2018 in Dub-Reggae-Laune, spirituell befeuert, aber vergleichsweise relaxt. Ackamoor und Band klangen in diesem Moment dringlicher, das Stück „Soliloquy For Michael Brown“ etwa widmete er dem jungen Schwarzen, der 2014 von Polizisten in Missouri erschossen wurde – in einer harschen Wehklage auf dem Saxofon.
AmazonDie Pyramids verlassen auf SHAMAN! nun weitgehend die Ebene des politischen Kommentars zugunsten emotionaler Erkundungen. Die Form scheint erst einmal streng, Ackamoor zäumt ein Drama in vier Akten auf, diese sind den Themen Liebe und Verlust, Sterblichkeit, dem Jenseits und Familie und Erlösung gewidmet. Doch die Melodien und Grooves finden zwischen den Themenblöcken zueinander, vom 12-minütigen Titelstück, der Soul-Jazz-Hymne „Malcolm X“, die die stillen Momente der Last Poets in Erinnerung ruft, ist es nicht weit bis zu der vom Chor begleiteten Spiritual-Jazz-Meditation „When Will I See You Again“.
Ackamoors Tenorsax-Spiel ist lyrisch, manchmal zupackend und anführend, dann wieder sucht es Kontakt zu Margaux Simmons Flötentönen und den verspielten Melodien, die Sandra Pointexter der Violine entlockt. SHAMAN! lädt – und lullt manchmal auch – ein, sich in diese Erkundungen fallen zu lassen, sie reichen von schwebenden Formationen auf fernen Afrobeat-Echos bis zu größeren Space-Funk-Epen.