Iceland Airwaves Festival 2010 :: Reykjavik, Island
Die Wirtschaftskrise scheint vergessen. Im Land der Elfen und Trolle wird wieder gefeiert
Festival ist nicht gleich Festival. Während der gemeine Festlandeuropäer beim F-Wort sofort an einen plattgelatschten Kartoffelacker, betrunkenen Geschlechtsverkehr Zelt und gesundheitsgefährdenen Dixiklos denkt, setzen die Betreiber des Iceland Airwaves Festivals auf ein anderes Konzept. Das Motto des fünftägigen Musikmarathons im Isländischen Reykjavik könnte lauten: Masse und Klasse.
Über die gesamte Innenstadt Reykjaviks – das klingt unüberschaubarter, als es tatsächlich ist, die Innenstadt Reykjaviks umfasst nicht mehr als eine Handvoll Straßenzüge – liegen Veranstaltungsorte verteilt. Neben den zehn offiziellen Festival-Venues – unter anderem das städtische Kunstmuseum, einem Club samt Chillout-Lounge und einem Pub – kommen rund zwei Dutzend Off-Venues: Gallerien, Bars, Plattenläden. Ohne Kenntnisse der Isländischen Poplandschaft wird das Festival zu einer Art Lottospiel, bei dem es glücklicherweise so gut wie keine Nieten gibt. So entpuppen sich die Rapper von XXX Rotweiler als eine Art K.I.Z vom Polarkreis, die auch bei Nicht-Isländern trotz Sprachbarriere die Köpfe nicken lassen.
Zu den derzeit angesagtesten Lokalhelden gehören die Mannen von Hjàlmar, die mit Roots-Raggae in Landessprache für ein paradoxes Erlebnis zwischen Gletschereis und Sandstrand sorgen. Im internationalen Vergleich stehen sicherlich nicht die ganz großen Namen auf dem Programm. Diese würden aber auch nicht ins Konzept passen. Besser stehen dem Festival da Bands wie Junip, mit einem unvergleichlich sympathisch-verpeilten José Gonzales und einem Set, das wie geschaffen scheint, an einen kühlen Abend in einer kleinen Stadt am Ende der Welt gespielt zu werden.
Eines der Highlights aus deutscher Sich sind die Hybrid-Elektroniker Moderat, die wortkarg aber mit bombastischen Licht- und Soundspektakel einen Abend beenden, den Hundreds mit Frontfrau Eva lasziv hauchend begannen. Dass es in Island außerdem Gletscher, Vulkane, Geysire, Trolle und Elfen, freundliche Menschen und den schönste Flughafen Europas gibt, sei auch noch erwähnt. Für all diejenigen, die noch nicht überzeugt sind, dass Island eine Reise wert ist.
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