Ian Hunter – Shrunken Heads

Seine letzten beiden Alben Rant (2001) und The Artful Dodger (1996) waren eher enttäuschend ausgefallen – es waren die Werke eines müden, ausgepowerten Singer/Songwriters, der unter dem Tod seines besten Freundes (Mick Ronson), seiner chronischen Erfolglosigkeit und seinem Alter zu leiden hatte. Kurzum: Ian Hunter hatte sich zu einer tragischen Gestalt entwickelt, die trotzdem immer weitergemacht hat, sich mit Club-Gigs über Wasser hielt, und nun aber, im Alter von 68 Jahren und auf einem winzigen Indie-Label, ganz unerwartet sein bestes Album seit über zwei Jahrzehnten vorlegt, Shrunken Heads bietet alles, was den großen Mann mit der rötlichen Löwenmähne auszeichnet: die kratzige Stimme, die wie eine rostige Mofakette klingt, der Mix aus straighten Rockern. Countrysongs und wunderbaren Balladen sowie die gewohnt bissigen Texte. In denen nennt der Wahl-Amerikaner den amtierenden US-Präsidenten einen „Schrumpfkopf“, wehrt sich gegen rechte Propaganda und Gehirnwäsche seitens der Massenmedien, wähnt sich im neuen politischen Mittelalter und schwelgt in sentimentalen Erinnerungen an eine bessere Welt. Schließlich hat der Intimus von David Bowie die Swinging Sixties in vollen Zügen erlebt, mit den New Yardbirds und zig anderen Bands gejammt und Anfang der 70er-Jahre selbst Superstar-Status erreicht als exzentrischer Frontmann der Glam-Rock-Helden Mott The Hoople. Ein bisschen was von denen hat er übrigens immer noch. Etwa, wenn er einen kraftvollen Boogie Woogie wie „How’s Your House“ anstimmt, mit „Guiding Light“ eine tränengeschwängerte Bailade schmettert und mit „Read’em’n’Weep“ ein opulentes Liebeslied für seine Frau Trudi anstimmt. Da ist er wieder angelangt im „Golden AgeOf Rock’n’Roll“. Nebenbei besticht er mit ein paar stilvollen Country & Western-Ausflügen sowie kraftvollen Rockern à la „Brainwashed“ und „Stretch“ und zeigt gleichzeitig erste Anzeichen von Altersmilde, Denn „Soul Of America“ und „Words (Big Mouth)“ erinnern nicht nur an Tom Petty, John Mellencamp und Bruce Springsteen, sie zeigen ihnen auch, wie man eingängigen Mainstream mit kämpferischen Texten würzt. Eine echte Lehrstunde, an der mit Graham Maby (Joe Jackson Band) und Jeff Tweedy (Wilco) zwei alte Bekannte mitwirken. Die wissen halt einfach, was gut ist.

www.ianhunter.com