Hug – Heroes

Eigentlich ist mit dem ersten Track schon alles gesagt. Der heißt „Raido“. Da wird eine glockenhelle Synthesizermelodie, circa Kraftwerk 1976. von einem abstrakt-frizzelnden Beat unterlegt, der immer ein bisschen neben der Spur liegt, bevor eine dieser subsonischen Basslines dazukommt, wie man sie heute so gerne hat. Nach etwa 75 Sekunden schaltet der Track mit einem straighten Vierviertel-Beat, circa LCD Soundsystem 2005, auf lanzbar um, inkl. Acidgequietsche, und ab und zu schiebt sich die glockenhelle Synthesizermelodie wieder rein, um mit allen anderen Bestandteilen einen kleinen Existenzkampf aufzuführen. Hug, das Projekt des 21-jährigen Schweden John Dahlback, ist das Gegenteil von Mimmal-Techno in Zeiten, in denen alles minimal sein muss. Dahlback geht verschwenderisch mit den musikalischen Zutaten um, die ihm zurVerfügung stehen, ohne dabei dem so beliebten Revivatismus in die Hände zu fallen. Wenn es dann doch mal ein bisschen minimalislisch wird, wie in“.Tiny Stars“, lässt Hug das Geplinker und Geplonkervon künstlichen Bläsern begleiten, um schließlich alles derart mit Effekten und Sounds und Gimmicks zu überfrachten, bis dir das Wörtchen minimal quer im Hals stecken bleibt. Freilich ist die Musik von Hug imstande, die Tanzböden zu rocken, zur Freude der globalen Minimal-Zombie-Gemeinde. Aber diese Musik hat Haken und Ösen und doppelte Boden und stellt damit eine Form von Individualismus in der gleichgeschalteten Robotnik-Techno-Welt dar. VÖ: 29.1 >>>

www.kompkt-net.de