Hot Chip
A Bath Full Of Ecstasy
Domino/Good To Go (VÖ: 21.6.)
Frankophone Smoothness statt britischer Exzentrik – das siebte Studioalbum der Band klingt wie eingeseift und durchgewaschen.
Irgendetwas muss den Elektropop-Giganten mit dem Beginn dieses Albums abhanden gekommen sein (und das ist definitiv nicht das fabulöse Falsett Alexis Taylors). Erst einmal haben Hot Chip mit Philippe „Zdar“ Cerboneschi einen neuen (und einen Tag vor Veröffentlichung dieses sowie des neuen Albums seiner Band Cassius verstorbenen) Produzenten gewonnen, der die frischen Songs der Band im Pariser Motorbass-Studio mit Keyboard-Mustern sanft verwob. Wir finden hier noch die Hot-Chip-typische Melancholie, die auf den Dancefloor strebt und sich House-Beats sucht, aber wo ist die Liebe zum Song geblieben, die so ziemlich alles von „Over And Over“ bis „Huarache Lights“ auch zum besten Soundtrack für ein Elektro-Frühstück daheim machte?
AmazonEin Verlust, der in Ansätzen schon auf ihrem bislang letzten Album WHY MAKE SENSE? festzustellen war, damals 2015 aber konnten Hot Chip ihre Popsongs mit Funk- und R’n’B-Noten gerade noch einmal um eine Ecke biegen. Es ging bei den Briten ja immer auch um den Sound der Exzentrik, A BATH FULL OF ECSTASY kommt nun einem Besuch in der Waschstraße gleich, die Songs eingeseift, durchgespült. Euro-Disco unter der Dusche?
Der Titeltrack schwimmt in Auto-Tune und mutlosen Keyboards, eher Ballade auf Chip Lite als eindrucksvolles Pop-Statement, das man sich von dieser Band wünscht. Die vielen subtilen Effekte und Verzerrungen helfen nicht aus der Not. Bombast war selten ein guter Helfer. Philippe Zdar hat Hot Chip laut Aussage der Band mehr Luft verschrieben, dazu gehörte der Einsatz eines Hallgerätes. In diesem Hall ist der Band erstmals im Laufe der letzten 15 Jahre der Fokus verloren gegangen.