Holden – Chevrotine

Es ist ein Paar, das diese große Seltenheitsband zusammenhält: Armelle Pioline (Gesang und Gitarre) und ihr Freund, der Gitarrist Mocke, schreiben Popsongs, die sich in den entlegensten Ecken der Musikgeschichte bedienen, am Ende aber immer so stilvoll und satt auftischen, wie es sich einmal ganz selbstverständlich für Popmusikgehört hat. Egal ob Exotica, Krautrock, Schundfilm-Soundtrack oder mondäner goer-Jahre-Pop mit Sixties-Rückspiegel – Holden schaffen es, sich immer die jeweils besten Elemente zu greifen und zu bestem Abendgarderoben-PopfürNeuausgänger zu komprimieren. Schon das Holden-Debütalbum Pedrolirawar ein traumwandlerischer Nachtspaziergang zwischen Sound und Song: auf Chevrotine machen Holden jetztalles noch viel besser. Es beginnt ganz zart: „CeQue Je Juis“ ist ein langsames Schlendern übereinen roten Hotelflurteppich, angeschickert, angeschossen, womöglich soeben verlassen. Die Musik flauscht und bauscht, irgendwann meldet sich eine windschiefe Gitarre mit einem kleinen Solo. „Madrid“, zwei Stücke später, ist der mondäne Großstadt-Flitzer, den St. Etienne in dieser finsteren Flirrigkeit nie hinbekommen haben. Toll, wenn hier eine schwere Ennio-Morricone-Fuzz-Gitarre in die mondäne Nacht donnert. „SurLe Pave“ wiederum gemahnt an jene Zeit, in der Stereolab es noch geschafft haben, hübsche.

feingliedrige Lied-Skulpturen aus dicken Krautrock-Blöcken zu schnitzen. Einige der Stücke auf chevrotine verschwinden geradezu: Versucht man nach ihnen zu greifen, lösen sie sich auf. Es ist vor allem Produzent Uwe Schmidt (alias SenorCoconut alias Atom Heart alias LB) zu verdanken, dass diese Platte sich nie verliert, sondern den Hörer konstant fesselt. Holden begehen nie den Fehler, dem die Air-Kollegen zuletzt anheimfielen: Ihre Klangwelten geraten nie so unterkühlt, dass man meint, gleich müssten 02-L0gos von der Decke tropfen. Bei Holden liegen Sound und Song stets im selben Bett. Was fürein wundervolles Album das ist. Ein französischer Liebesfilm. Ohne Untertitel.

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