Hochzeitskapelle
If I Think Of Love
Gutfeeling/Broken Silence (VÖ: 13.9.)
Folk: Leise gestrickte Verbindungen zwischen Liedern, die nur diese Kapelle mit Posaune, Trompete, Sousaphon, Banjo und Toy-Piano so spielen kann.
Die erweiterte Notwist-Acher-Familie konzertiert in diesem Rahmen grundsätzlich im Sitzen und ohne Strom, sie soll auch zwischen den Liedern essen und trinken, sagt man. Eine Hochzeitskapelle darf, ja muss das, dem feierlichen Anlass irgendwie angemessen. Und so spielt diese Kapelle dem Müßiggang einen ganzen Satz von Lobliedern, so unaufwendig und unaufgeregt, wie sie auf diesem, ihrem zweiten Album 14 Lieder aus allen Höhenlagen der Popmusik interpretiert. Vor allen Dingen Trompete und Posaune, dazu Sousaphon, hin und wieder Banjo und Toy Piano bestimmen den Klang dieser Kapelle, der außer Micha und Markus Acher Mathias Götz (Le Millipede), Evi Keglmaier und Alex Haas angehören.
AmazonDer Titelsong stammt von der (auch schon wieder fast vergessenen) amerikanischen Singer/Songwriterin Lisa Germano, die Hochzeitskapelle hat „If I Think Of Love“ beinahe in eine Kammermusik verwandelt, verkleinert, damit sie umso größer werde. Von hier bis zum Song „Anohito“ (im Original von den befreundeten Tenniscoats aus Tokio, mit denen Markus Acher im Projekt Spirit Fest arbeitet) ist es ein Katzensprung, als wäre die eine Version (ein nur leicht verzerrter) Spiegel der anderen. Mit dem „Voodoo“ aus Trinidad schlagen die Musiker den Bogen auf den Hochzeitstanzboden, um denselben mit René Aubrys Totentanz „Prima Donna“ gleich wieder zu verlassen.
Das Schöne an dieser Liedersammlung sind die leise gestrickten Verbindungen, die melancholischen und fröhlichen Gedankengänge, die sie hervorzurufen sich erlaubt (und Elliott Smith, Laura Veirs und Michel Legrand gehören auch zu den musikalischen Stichwortgebern).
Zum Finale erinnert sich die Hochzeitskapelle an das Bild, das Pierre (Michel Piccoli) im Film „Die Dinge des Lebens“ vor Augen hatte, kurz bevor er im Alfa Romeo aus der Bahn geschleudert wurde. Es ist eine Hochzeitsgesellschaft. Pierres Entschluss, Hélène zu heiraten, war just in diesem Moment gereift. Das „Chanson d‘Hélène“ hatten 1970 im Film Romy Schneider und Michel Piccoli gesungen.