History

Robert George Meek besaß viele Facetten – Studiotüftler, Hitproduzent, Spiritist, Okkultist, Ufologe, Homosexueller, Horroraficionado und Buddy-Holly-Verehrer. Besser: Holly-Besessener. Denn wie soll man jemanden bezeichnen, der am achten Todestag seines Idols, dem 3. Februar 1967, im Alter von 38 Jahren erst seiner verhaßten Vermieterin, Mrs. Shenton, dann sich selbst einen Revolver an den Kopf setzt und abdrückt? Doch schon der Reihe nach: Zwischen 1956 bis zu jenem Datum krempelte der am 5. April 1929 in Newent, Gloucestershire, geborene Produzent, der ausschließlich in angemieteten drei Stockwerken in Londons Holloway Road Nummer 304 seinem geheimnisumwitterten Geschäft nachging, Großbritanniens Popwelt um und das unter technisch denkbar ungünstigen Bedingungen, da das sogenannte Studio an einer sechsspurigen Ausfallstraße lag und weder Trennscheiben zwischen den Aufnahmeräumen noch Lärmisolierung und eine Wechselsprechanlage besaß. Trotzdem entstanden hier zum großen Teil mit selbstgebasteltem Instrumentarium aufgezeichnete Hits, arbeiteten dort Musiker wie Jimi-Hendrix-Schlagzeuger Mitch Mitchell, Led Zeppelins Jimmy Page, Big Jim Sullivan und die beiden spateren Deep-Purple-Initiatoren Jon Lord und Ritchie Blackmore als Sessionmusiker. Joe Meek inszenierte nicht nur Stars wie Petula Clark, Tommy Steele, Big Bill Broonzy, Lonnie Donegan, Chris Barber und Mr. Acker Bilk, sondern erfand nebenbei auch die Technik der Einzelinstrumentenaufnahme. Das Erbe des Exzentrikers, der attraktive Studiomusiker und Interpreten auch gerne mal in sein ins Studio integrierte Schlafzimmer entführte, war immens. Zwischen 1960 und 1966 erschienen über 700 Meek-Produktionen, allein 1963 waren es 74. Nach Meeks bis heute unerklärlichem Amoklauf fanden sich über 60 Kisten mit fertigen, aber unveröffentlichten Bändern.