Helge Schneider
Sommer, Sonne, Kaktus!
We Love Music/Universal 9.8.
Blues und Country und Samba und Tango und Bar-Jazz: Keiner kann, was Helge Schneider alles kann – erst recht nicht so gut.
Tiere gehen ja bekanntlich immer. Deswegen könnte Helge Schneider nahezu zwei Jahrzehnte nach „Katzeklo“ nun womöglich an seinen größten Chartserfolg anschließen. Dazu besingt er nicht nur herzzerreißend Federvieh, sondern zitiert in „Nachtigall, huh“ auch den „Gangnam Style“ und verliert sich wieder einmal in haltlosen Improvisationen. Auch ansonsten ist SOMMER, SONNE, KAKTUS!, das neue (Musik-)Album des Mülheimer Entertainers, eben nicht nur genau so, sondern auch so großartig, wie man es erwarten durfte. Immer einen Halbton verrutscht quält sich die Band durch Blues und Country, Samba, Tango oder Bar-Jazz. Die Orgel jammert verzweifelt, die Gitarre klagt und die Marimbas rascheln nervös. Schneider ächzt und stöhnt und grummelt so schön wie Tom Waits, singt in immer wieder neuen Kinderstimmen oder Ba-da-da-do-daht sich durch ziellose Vokalexkursionen. Dann pfeift er sich sich durch den Klassiker „Mr. Bojangles“, verpasst Judy Garlands „Somewhere Over The Rainbow“ einen bleischweren deutschen Akzent und wirft sich für den Gassenhauer „It Ain’t Necessarily So“ von George Gershwin ins Fell von King Louie aus dem „Dschungelbuch“. Kurz: Keiner kann, was Helge Schneider alles kann, aber zum Glück kann’s Helge Schneider immer noch sehr gut.