Helene Hegemann :: JAGE ZWEI TIGER
Buch eins nach dem Hype und der Plagiatsdebatte ist souverän, als wäre nix gewesen.
Der erste Held im zweiten Roman von Helene Hegemann heißt Kai und ist elf, als seine Mutter stirbt und gehört damit „zu der Gruppe ins kalte Wasser geschmissener Kinder, deren Abenteuer ganze Fantasytrilogien füllen“. Nach fünf Kapiteln dann Auftritt „Cecile (siebzehn Jahre alt, schweißtreibende Gewaltfantasien, neue Protagonistin)“. Sie haut bei ihren reichen Eltern ab, und beginnt eine Odyssee mit Stationen wie Worms und Venedig. Zum Schluss haben Kai und Cecile ein gemeinsames Ziel, aber die Handlung ist nicht so arg wichtig in diesem Buch, die Sprache ist es, genauer gesagt: wie die Sätze so da stehen, mit ihren Bezügen zu Pop- und Hoch- und Alltagskultur und ihrem ganz eigenen Rhythmus. Ein Kapitel lang wird als Marotte alles „bis zum Getno“ gesteigert, und danach kommt die Formulierung nie wieder. Es ist schön zu sehen, wie wenig sich Hegemann offenbar von der Aufregung um ihr Debüt hat verunsichern lassen. Selbstbewusst, originell und oft sehr lustig erzählt sie von ihren jungen, schlauen, verwirrten Protagonisten. Einen Quellennachweis gibt es diesmal von vornherein – aber da stehen fast nur Popsongs drin.
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