Headman – Catch me

In Rezensionen auf Presseinfos Bezug zu nehmen, ist so eine Sache. Weil das der Kunstform Rezension ihre Magie rauben kann. Und weil das vielleicht den Eindruck erweckt, hier säßen Menschen, die ihre Texte druckfertig serviert bekommen. Im Falle des Begleitschreibens zum dritten Headman-Album Catch me ist aber eine Ausnahme erlaubt. Denn dieses stellt verschwörungstheoretische Thesen auf, die durch das Album gleichzeitig widerlegt und bestätigt werden. Headman,der Schweizer Robi Insanna, habe als Urmitglied der „Gommagang“ mit seinem ersten Album It rough von 2001 das vorweggenommen, was dann später von Labels wie DFA und Output und noch später und in härterer Form von Ed Banger und Kitsune in den Mainstream überführt wurde: das, was wir Electro Rock nennen. Es ist müßig über die „Erfinder“ eines Genres zu streiten, das wiederum die Neuauflage eines vor zehn Jahren aufgekommenen Genres ist, das sich damals schon aus den Versatzstücken existenter Genres gespeist hat. Das Gomma-Label, war bisher eher für die gemäßigtere Variante des Neo Disco zuständig und gefiel sich zuletzt verstärkt mit der Wiederbelebung von Cosmic Disco. Es mag Zufall sein, dass Headman auf catch me das Gaspedal weiter durchdrückt als auf seinen letzten Platten und -ironischerweise- damit aber viel mehr nach den Ed-Banger-Kitsune-Epigonen klingt als früher. Beeinflussung des Beeinflussers durch die Beeinflussten. „New“ wildert in dem Territorium, in dem Justice zuhause sind, „Song 8“ und „Brave“ klingen wie eine anhörbarere Variante von Boys Noize. Manches hier erinnert an Trans Am, die die Entwicklung von Kraut-Post-Rock über Disco zu Electro-Rock genommen haben. Anderes wie „Dreampieces“ mit Jeremy Kerr von A Certain Ratio reanimiert den 8oer-Jahre New-Wave-Düsterrock. In der Summe ist catch me ein ebenso zeitgemäßer wie typischer Disco-Indie-Techno-Hybride. Auch ohne die Antwort auf die Frage: Wer hat’s erfunden? VÖ-.14.3.

»>www.gomma.de