Harrisons

No Fighting In The War Room

Natürlich ist der richtige Zeitpunkt in der Pop-Rezeption kein ganz unerheblicher Faktor. Wenn beispielsweise die Beatles… OK, halt! Nur ein Spaß. Auch wenn es einiges für sich hätte, an dieser Stelle weiter aus der treffenden The Wombats-Rezension des Kollegen Groß (siehe ME 12/07) zu zitieren und es interessant wäre zu sehen, ob man mit zwei, drei Änderungen damit durchkommt. Denn es grenzt ja inzwischen fast schon an einen natürlichen Reflex, neue britische Gitarrenrockbands unbesehen durchzuwinken (hier wird gar nichts durchgewunken – Anm. d. Red). Bei Schlagworten wie Sheffield abzuwinken. Und wenn sich die Bands schon nichts Neues außer hemdsärmeligen The-Clash-Indie-Punk-Rock einfallen lassen, warum sollten es dann die Rezensenten? Nun, so einfach ist es halt nicht.Klar, ähnlich wie bei The Wombats (aber auch The Fratellis, The View und Eight Legs) kann man gegen die Harrisons das komplette Waffenarsenal des Musikjournalismus ins Feld führen: Kommt mindestens zwei bis drei Jahre zu spät, ist einfach gestrickt, lebt vor allem von jugendlichem Sturm und Drang, bedient sich an zu oft zitierten Vorbildern. Aber sie sind da, die unvermeidlichen und unzerstörbaren Tanzbodenhitsingles („Blue Note“, „Monday’s Arms“), zudem schöne Schleicher mit leichtem The Verve-Einschlag („Simmer Away“), Radio-Pop-Hits („Take It To The Mattress“), sogar Ska-Spielereien der hohen The- Futureheads-Schule („Wishing Well“). NO FIGHTING IN THE WAR ROOM hat zwar auch einige kleinere Längen, aber die ordentliche Portion Oasis-Ladism und Working Class-Mentalität, mit der die vier Ex-Bauarbeiter Leben, Liebe und Obrigkeit entgegentreten, ist einfach entwaffnend. Und damit sind wir doch wieder beim Kollegen Groß: Nichts Neues … Spaß macht es trotzdem.

Stefan Weber – 17.02.2008

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