Hannibal :: Film des Monats
Nur im Stillen hoffen durfte man, dass es tatsächlich zu einem zweiten Leinwand-Zusammentreffen zwischen Hannibal the Cannibal und FBI-Agentin Ciarice Starling kommen würde, nachdem DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER 1990 Maßstäbe für den modernen Thriller gesetzt hatte. Das Warten hat ein Ende, weil der Exzentriker Thomas Harris mit „Hannibal“ im vergangenen Jahr endlich doch noch seinen dritten Lecter-Roman vorlegte. Appetit auf die Verfilmung weckte der allerdings nur bedingt: Deutlicher als in dieser Explosion aus überzogenen Ekelfantasien hat selten ein Autor seiner Verachtung für sein Publikum Ausdruck verliehen. Aber: Regisseur Ridley Scott hat nach GLADIATOR einen Lauf, Julianne Moore ist ein ebenbürtiger Ersatz für die ausgeschiedene Jodie Foster, und das Drehbuch von Steve Zaillian (SCHINDLERS LISTE) verarbeitet die Geschmacklosigkeiten der Vorlage zu Schweinefutter, filtert die Stärken des Romans aus dem Sud und kocht daraus einen Extremthriller, der auch Kenner des Buches überraschen wird. Und dass Anthony Hopkins in seiner Paraderolle Sätze sagen darf wie „Ich denke ernsthaft darüber nach, mir ihre Ehefrau einzuverleiben“, schadet auch nicht. Natürlich ertappt man sich wieder dabei, zu dem nach Turin ausgeMorbide Kuliss«: Turin (o.); nervös: Julianne Moore als neue Agentin Ciarice Starling büchsten Monster Lecter zu halten, weil der zwar Unaussprechliches tut, aber, anders als sein Gegenspieler Verger (Gary Oldman als das personifizierte Böse) und das intrigante FBI-Ekel Krendler (Ray Liotta), wenigstens Kultiviertheit an den Tag legt. Dass Ciarice hier nur die zweite Geige spielt, mag manche Fans ärgern. Aber dies ist Hannibals Show – und er ist ein Conferencier par excellence.
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