Der experimentierfreudige Singer/Songwriter aus Kalifornien verzichtet dieses Mal auf prominente Helfer. Er erweitert sein Ausdrucksspektrum lieber in Eigenregie und wird zum Nachtfalter.

Der Sohn von philippinisch-palästinensischen Einwanderern hätte sich wieder mit Black Key Dan Auerbach in Nashville treffen und mit ihm noch ein Album wie Head In The Dirt von 2013 produzieren können. Aber Hanni El Khatib gehört nicht zu den Leuten, die es sich in einer Ecke bequem machen wollen. Er hat auf Album Nummer drei alles einen Monat lang in einem Studio in Los Angeles im Alleingang geregelt. Die Freiheit dort hat ihn beflügelt.

Sein Hang zum Retro-Rock mischt sich dieses Mal mit Einflüssen aus anderen Genres. Im Titelsong lässt El Khatib das Beat- und Klanggefühl eines RZA einfließen. Kurz darauf ertönt eine kratzige Gitarre, und der Sänger gibt sich bissiger, so als wolle er in die Domäne von Iggy Pop vordringen. In „The Teeth“ rückt er dem Glamrock eines Marc Bolan nahe, und in „Chasin’“ bringt er von einem lässig hoppelnden Beat begleitet den Soul ins Spiel. Völlig aus der Reihe fällt der Disco-Ausflug in „Two Brothers“ zum Schluss, er verrät intensives Studium der Veröffentlichungen aus dem guten Hause DFA.

El Khatib zeigt, dass er etwas von Diversifizierung versteht. Ein verbindendes Element gibt es aber. Er bezieht die Stimmung zur Nachtzeit mit ein, sooft es geht. Wenn die bürgerliche Welt schlafen geht, erwacht die Subkultur. In deren Gesellschaft fühlt sich El Khatib hörbar wohl. Für einen Rockmusiker ist das eigentlich eine klare Sache, aber noch nie hat sich dieser hier so deutlich wie jetzt dazu bekannt. Und davon profitiert. Bleibt abzuwarten, ob es damit endlich zum großen Durchbruch reicht oder ob er sein Geld weiterhin damit verdienen muss, seine Musik für Fernsehserien wie „House“, „Suits“, „Luther“, „Californication“ und „Hung“ herzugeben.