Haiyti
Montenegro Zero
Vertigo/Universal
Zack, bumm, „uaagh“: Die Hamburgerin knallt uns übersteuerten Gangster-Pop vor den Latz. Verstehen muss man’s nicht.
Ein „Uaagh“ kann die Welt bedeuten. Zumindest für Haiyti. Denn das „Ad-lib“ der Hamburger Rapperin – ihr Signature-Sound, vergleichbar mit Lil Jons „What?“ –, umreißt in seiner aufdringlichen Rotzigkeit, worum es bei ihr (vermutlich) geht: Aufmucken und Auskotzen als Selbstzweck, mit dieser kaputten Kratzestimme, die mal nach Crazy Frog klingt und mal nach wahnwitziger Selbstveräußerung.
Anderthalb Jahre nach ihrem Mixtape „City Tarif“ veröffentlicht Haiyti nun ihr Major-Debüt, ihre heiß erwartete Hallo-hier-bin-ich-Platte – ohne Features, dafür mit zwölf Songs, in denen sie, produziert von den Tüftlern von KitschKrieg, durch Trap und Laptop-Pop hastet. Wie gehabt bleiben Schnelligkeit und Direktheit Haiytis Dogmen: Gerade noch beklatscht sie im „Taka-Taka-Tuka“-Takt ihr hartes Straßenleben, da sehnt sie sich plötzlich nach Zweisamkeit.
Rausch und Konsum, die großen Themen des Cloud-Rap, führen bei Haiyti nicht nur in den Club, sondern auch mal in die emotionale Sackgasse. Man kann sich trefflich darüber streiten, ob übersteuerte Instant-Hits wie „100.000 Fans“ von mangelnder Affektkontrolle oder einem genialen Verständnis moderner Aufmerksamkeitsökonomie zeugen. Worauf man sich einigen könnte: Jede Zeit bekommt die Kunst, die sie verdient. Wir bekommen Haiytis „Uaagh“.
Klingt wie: Nina Hagen Band: Nina Hagen Band (1978) / Mia: Hieb und Stichfest (2002) / Joey Bargeld: 1 (2017)