Haftbefehl
Das weiße Album
Urban/Universal (VÖ: 5.6.)
Endlich wieder Räuber-Rap von Frankfurts Straßen!
Als nach dem Intro die ersten Basssalven den Staub auf den Oberflächen des Mobiliars tanzen lassen, breitet sich ein Grinsen, ja fast Erleichterung auf den Gesichtern der Gäste der Listening-Session aus. Es ist der Moment, in dem klar wird: Hafti ist back!
AmazonFünfeinhalb Jahre nach seinem Klassikeralbum RUSSISCH ROULETTE legt Aykut Anhan sein fünftes Soloalbum nach. Die Erwartungen (und die Angst vor einer Enttäuschung) hätten nicht größer sein können. Zum Glück knüpft das WEISSE ALBUM nahtlos an seinen Vorgänger an und nicht etwa an halbgare Projekte wie das Kollabo-Album als COUP mit Kompagnon Xatar oder streamingoptimiertes „Modus Mio“-Geblubber.
Hausproduzent Bazzazian sägt brutale Bretter, die einem die Autoboxen aus der Fassung knallen lassen und Hafti hat genug Hunger, um sie daraufhin in der Booth kurz und klein zu hauen. DWA strickt einen Mix aus düsteren, zuweilen wild überzeichneten Geschichten aus der Frankfurter Bronx und introspektiven Einblicken aus der Jugend, als Haftbefehl sich tatsächlich als Kleinkrimineller auf den Straßen durchschlug.
So gnadenlos die Beatgewalt auf der einen Hälfte des Albums ist, so eindringlich sind dann die ruhigen Momente. Besonders in der Fortsetzung der „1999“-Interlude-Reihe, wenn Haftbefehl mit kratzig-nasaler Stimme detailreich von Drogenexzessen und zerrissenen Adidas-Knopfhosen rappt, zeigt sich das einzigartige Talent für Storytelling, das ihn vom Betonbunker-Pathos vieler Szenekollegen unterscheidet.