Guido Möbius :: Spirituals
Karaoke Kalk/Indigo
Elektronik, Geräusche und Gitarren lassen Gospels und Spirituals ganz anders klingen.
Guido Möbius hat wenig Interesse daran, Botschaften zu verbreiten. Da verzichtet man dann eben auf Texte, lässt sie wie zum Beispiel bei Mouse On Mars wie ein Instrument klingen oder macht es mal ganz anders. Im Internet sammelte der Plattenpromoter, Verlagsbetreiber (Autopilot) und Labelinhaber (Emphase Records) Gospel-Texte und deren Vorläufer, die Negro Spirituals. Lieder mit religiösen Inhalten also, die vom Leben getretener Sklaven, aber auch von deren Hoffnungen erzählen. Sie gaben Spirituals den Namen, aber der in Berlin lebende Möbius verfremdet die traditionellen Gesangsstücke komplett und hat sie sich im Vorfeld nicht mal angehört, nur die Texte gelesen. Das lässt alle musikalischen Freiheiten, und die werden hier gnadenlos ausgereizt, weil Möbius die alten Lieder aus ihrem Kontext reißt und sie mit viel Witz neu interpretiert. Spirituals entstand über einen längeren Zeitraum, seit 2009 sind die Songs gewachsen und mutiert, verworfen und geändert worden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es sich um eine Compilation handelt, so verschiedenartig klingen die neun Tracks. Es geht mit „All Around Me“ und den Mickey-Mouse-Stimmen etwas albern los, das funky „Judgment“ hört sich an wie die Red Hot Chili Peppers in LoFi. Das schnelle „Godhead Appears“ mit seiner maschinenartigen Rhythmik gehört zu den Höhepunkten des Albums, das mit Black Metal („All Evil Ways“) spielt und in „Blessed Sleep“ mit düster-flirrenden Gitarrensounds brilliert. Das macht weitgehend Spaß, nervt aber auch manchmal. Interessant ist diese Herangehensweise an die Originale aber allemal.
Key Tracks: „Godhead Appears“, Blessed Sleep“
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